Montag, 2. Januar 2017

Neues von der künstlichen Intelligenz.

aus nzz.ch,

Mensch gegen Maschine 1:4
Im Brettspiel Go konnte ein Computer einen menschlichen Spitzenspieler besiegen. Das Spiel setzt Intuition und Kreativität voraus, der Sieg der Maschine hat deshalb viele überrascht.

Kommentar von Stefan Betschon


Die NZZ hat mir rückwirkend die Verbreitung ihrer Inhalte untersagt. Ich werde sie nach und nach von meinen Blogs löschen 
Jochen Ebmeier


Nota. - Es gibt eine Mode in der zeitgenössischen Philosophie, die nennt sich die systematische, sie kommt aus Amerika und knüpft an die "analytische" Philosophie Wittgensteins an. Deren Kernaussage ist in etwa: Alle Probleme der früheren Philosophie kamen daher, dass die Begriffe nicht eindeitig genug bestimmt waren; eigentlich bestehen sie nur in Missverständnissen, die sich bei sorgfältigem Wortgebrauch vermeiden ließen. 

Das klingt blöde und ist es auch, aber seinen derzeit weltweiten Erfog verdankt es dem Umstand, dass es nicht nur blöde ist. Die 'künstliche Intelligenz' ist ein Begriff, der ihr Recht zu geben scheint.

Intelligenz ist, was der IQ-Test misst - das ist ein pragmatischer Begriff, der in neun von zehn Kommunika- tionssituationen ausreichen dürfte. Aber bei der künstlichen Intelligenz vermutlich nicht. Der IQ-Test legt zugrunde eine Menge von Leistungen, die einer im täglichen Leben erbringen muss, wenn er als 'intelligent' gelten soll. Wo es um künstliche Intelligenz geht, geht es aber nicht um das tägliche Leben. Sondern zum Beispiel um die Meisterschaft im Go-Spiel. Das ist etwas, das auch für unsere natürliche Intelligenz an der Grenze liegt. Mit andern Worten: beim Vergleich von natürlicher und künstlicher Intelligenz geht es darum, welche die engeren und welche die weiteren Grenzen hat.

Das klingt, als ginge es um die Menge der Probleme, die zu lösen sind. Die Leistungsfähigkeit des mensch- lichen Gehirns ist, so muss man annehmen, begrenzt: Erstens durch die Verschaltungen, die zwischcn den Neuronen möglich sind. Faktisch wird es nicht möglich sein zu berechnen, wie viele das sind, faktisch dürften sie "so gut wie unendlich" sein. Aber eben nur so gut wie. Theoretisch, nach dem Begriff, sind sie es nicht. Und ob in dieser Hinsicht das künstliche Gehirn dem menschlichen überlegen ist, ist eine rein technologische Frage, die sich im Lauf der Zeit von allein zugunsten der KI entscheiden wird.

Nun kann man einwenden: Aber die KI kann ihre Problem nur 'erfinden' aus dem Fundus der Daten, die ihr eingegeben wurden und die sie aufgrund ihres Programms ermitteln konnte. Das mögen unvorstellbar viele sein; aber erfinden kann sie nichts. 

Kommt sogleich der Einwand: Der Mensch kann sich auch nichts andres einbilden, als was in seinem Erfahrungsschatz schon irgendwann mal vorgekommen ist.

Eben das wird bestritten - allen Ernstes mit dem Hinweis auf einen Umstand, den schon Kant in Erwägung zog: Im "Spiel der Einbildungskraft" beruft er sich auf den Traum; was nur philogogisch von Interesse wäre, wenn nicht die Hirnphysiologie heute ebendort ansetzte: "Ich vertrete die These, dass die vorgeburt- liche Phase des Menschen entscheidend ist für die Prägung des visuellen Systems. Das Sehsystem ist das einzige, das vor der Geburt nicht gereizt wird. Damit es aber gleich nach der Geburt funktionieren kann, wird das visuelle System im Gehirn mit Hilfe von Träumen gleichsam eingefahren. Mehr als 50 Prozent der Zeit verbringen Kinder im Mutterleib in der Traumphase. Es hat dann keinen evolutionären Grund gegeben, die Träume nach der Geburt wieder abzuschaffen", sagt Ernst Pöppel. 

Es geht um Einbild ung. Sind deren Möglichkeiten wirklich ohne Grenzen? Dann wäre die menschliche Intelligenz der künstlichen theoretisch doch überlegen. Praktisch würde sie freilich bei jedem möglichen Wettbewerb vor ihr schlappmachen; wie oben im Go-Spiel. 

Mit andern Worten: Ob menschliche oder künstliche Intelligenz überlegen ist, ließe sich schlechterdings nicht beurteilen.

Wenn wir nämlich nach dem Menge der Einfälle fragen. Haben wir es aber nicht mit der Frage nach der Qualität der Einfälle zu tun?

Das ist offenbar nicht eine Frage des Auszählens, sondern der Urteilens. Die Frage ist hier: Kann künstliche Intelligenz urteilen? - Natürlich; sofern ihr Urteilsmaßstäbe einprogrammiert wurden - womöglich so, dass sie subtilere Maßstäbe daraus selber destillieren kann. Aber kann sie letztendlich urteilen, auch über das, was ihr einprogrammiert wurde? Klipp und klar gesagt: Kann sie gut und böse unterscheiden? 

Kann sie nicht.

Das ist nämlich der springende Punkt bei der Abwägung von menschlicher und künstlicher Intelligenz. Menschliche Intelligenz kann nicht nur, sondern sie kann nicht anders.
JE


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