Freitag, 31. Januar 2014

Systemik und Emergenz.

aus derStandard.at, 29. Jänner 2014, 12:34

Forscher fanden ähnliche Hirnstruktur bei Menschen und Makaken
Einzelne Bereiche sind allerdings anders miteinander verschaltet und zumindest ein Bereich ist beim Menschen neu dazugekommen

Was sind die neuronalen Grundlagen, die den Menschen zum Homo sapiens, also zum wissenden unter den Menschenaffen machen? Forscher nahmen nun eine Gehirnregion des Menschen unter die Lupe, die unter anderem mit Sprache und komplexen Gedankenprozessen in Verbindung steht, und verglichen sie mit der entsprechenden Region bei Makaken. Die im Fachblatt "Neuron" publizierte Überraschung: In grundlegenden Strukturen sind die beiden Gehirnregionen sehr ähnlich. Einzelne Bereiche interagierten allerdings anders, und immerhin ein Bereich sei beim Menschen neu hinzugekommen.

Die Forscher um Franz-Xaver Neubert von der University of Oxford hatten die Gehirne von 25 Menschen und 25 Makaken im Magnetresonanztomographen untersucht. Sie konzentrierten sich dabei auf den sogenannten ventrolateralen frontalen Kortex (vLFC). Beim Menschen ist dieser Bereich wichtig für die Verarbeitung von Sprache, für Entscheidungsfindungen und andere komplexe kognitive Prozesse.

"Einige Experten hatten argumentiert, dass der Mensch einen völlig neuen neuralen Apparat aufstellen musste, um diese Fähigkeiten zu entwickeln", erläuterte Neubert. "Andere sind jedoch der Ansicht, dass Vorläufer dieser spezialisierten Hirnbereiche auch schon in anderen Primaten angelegt waren."

Bereits vorhandene Regionen übernehmen Steuerung von Sprache

Die Forscher fanden nun zum Beispiel, dass die funktionelle Verknüpfung einzelner Bereiche in der Region sehr ähnlich ist - obwohl die Makaken bekanntermaßen nicht sprechen. Bei der Entwicklung der Sprachen seien möglicherweise bereits etablierte neuronale Prozesse in einem neuen Zusammenhang eingesetzt worden, schreiben die Forscher.

Deutliche Unterschiede fanden die Wissenschafter bei der Verschaltung der meisten Bereiche des vLFC mit Hirnregionen, die beim Hören eine wichtige Rolle spielen. "Dies könnte erklären, warum Affen bei einigen Höraufgaben so schlecht abschneiden und könnte darauf hindeuten, dass wir Menschen Hörinformationen anders nutzen, wenn wir Entscheidungen treffen", sagte Neubert.

Für eine Region des menschlichen Gehirns fanden die Wissenschafter überhaupt keine Entsprechung im Makaken-Gehirn. Diese Region sei an strategischen Planungen und am Multitasking beteiligt. Einige Regionen wiederum, die bei beiden Arten zu finden waren, spielen eine Rolle bei psychiatrischen Erkrankungen des Menschen wie ADHS oder Zwangserkrankungen. (APA/red)

Donnerstag, 30. Januar 2014

Gibt's gar keine Schwarzen Löcher?

aus scinexx                                                             Kasimir Malevitch 1924

Schwarzes Loch mit Wiederkehr?
Stephen Hawking widerspricht gängiger Theorie zum Ereignishorizont von Schwarzen Löchern

Bisher war die Sache klar: Einem Schwarzen Loch entkommt nichts, nicht einmal das Licht. Jetzt aber erklärt der Kosmologe Stephen Hawking, dass es den Ereignishorizont vielleicht gar nicht gibt, die magische Grenze ohne Wiederkehr. Stattdessen sorgt ein scheinbarer Horizont dafür, dass Licht und Materie zwar festgehalten werden, die Information darüber aber in sehr veränderter Form sehr wohl wieder entkommen kann. 

Schwarze Löcher sind nach geltender Lehrmeinung Singularitäten – Orte unendlicher Dichte, in deren Zentrum die Gesetze der Allgemeinen Relativitätstheorie nicht mehr gelten. Die gewaltige Schwerkraft dieser Singularitäten sorgt dafür, dass Materie und selbst Licht angezogen wird und nicht mehr entkommen kann – jedenfalls sobald sie den Ereignishorizont überschreiten. Er markiert quasi die Grenze zum Bereich ohne Wiederkehr.

Unmerkliche Grenze oder Feuerwand?

Der Einstein'schen Theorie nach würde ein Astronaut, der den Ereignishorizont versehentlich passiert, dies aber zunächst nicht bemerken. Denn dieser ist unsichtbar und unterscheidet sich rein äußerlich in Nichts von dem umgebenden Raum. Die Quantenmechanik aber sieht dies anders: Ihren Grundätzen nach müsste der Ereignishorizont mehr einer Feuerwand ähneln, einer extrem energiereichen Region. Ein sie passierender Astronaut würde nach dieser Theorie sofort zu Asche verbrennen. Beide Sichtweisen standen bisher unvereinbar nebeneinander.

Der Kosmologe Stephen Hawking während eines Vortrags bei der NASADer Kosmologe Stephen Hawking während eines Vortrags bei der NASA

Jetzt aber präsentiert der britische Physiker Stephen Hawking eine dritte Lösung, die sowohl Einsteins Gesetze als auch die Quantentheorie zufriedenstellen würde: In seinem Artikel "Informationserhaltung und Wetterbericht für ein Schwarzes Loch" postuliert er, dass es gar keinen Ereignishorizont gibt. Denn das Raum-Zeit-Gefüge in der Umgebung des Schwarzen Lochs fluktuiert viel zu stark, um eine klare Grenze bilden zu können, so der Forscher.

Doch kein endgültiges Aus für Materie?

"Die Abwesenheit eines Ereignishorizonts aber bedeutet, dass es auch keine Schwarzen Löcher gibt – zumindest im Sinne von Orten, denen das Licht niemals entfliehen kann", erklärt Hawking. "Es gibt aber scheinbare Horizonte, die für eine bestimmte Zeitperiode bestehen." Hinter diesen halten die Schwarzen Löcher Materie nur zeitweilig fest. Nach Hawkings Ansicht sollten Schwarze Löcher daher "als metastabile Grenzzustände des Gravitationsfelds betrachtet werden."

Das aber bedeutet, dass die Information über die gefangene Materie nicht gänzlich verloren geht, wie es gängige Theorien besagen. Sie wird nur extrem stark verändert und verzerrt und dann letztlich als die sogenannte Hawking Strahlung wieder abgestrahlt. Diese bereits 1975 von Hawking postulierte Strahlung entsteht, wenn sich Materieteilchen dem Schwarzen Loch nähern. Dabei bilden sich kurzzeitig virtuelle Paare aus diesen Teilchen und ihren Antiteilchen. Stürzt dann nur eines der beiden ins Schwarze Loch, wird die Energie des übrigbleibenden als Strahlung abgegeben.

Hawking-Strahlung als Überrest

Diese Strahlung ist umso stärker, je kleiner und masseärmer das Schwarze Loch ist. Bei mikroskopisch kleinen Löchern sorgt diese Strahlung sogar dafür, dass sie im Laufe der Zeit schrumpfen und sich dann quasi komplett in Strahlung auflösen. Die massereichen Schwarzen Löcher, die aus Sternexplosionen entstehen oder im Herzen von Galaxien sitzen, strahlen dagegen nur wenig davon aus.

Jetzt hat Hawking seine Theorie dahin erweitert, dass diese Hawking-Strahlung noch immer Informationen darüber enthalten könnte, was einst ins Schwarze Loch fiel. Damit widerspricht dies dem Konzept des Ereignishorizonts, der alles zurückhält. Denn die Informationen über die eingesaugte Materie würden in einer extrem verwandelten Form wieder abgegeben. Diese Informationen auszulesen, wäre allerdings nahezu unmöglich. Hawking vergleicht es mit dem Versuch, Wetter langfristig akkurat vorherzusagen: Das ist zwar in der Theorie machbar, in der Realität aber nahezu unmöglich, zumindest bisher.

Reaktionen skeptisch bis vorsichtig

Ob Hawking mit seinem neuesten Wurf Recht hat, bleibt abzuwarten. Das Echo unter seinen Physikerkollegen ist bisher geteilt bis vorsichtig. Einige halten es für durchaus möglich, dass es Schwarze Löcher ohne Ereignishorizont geben könnte. Andere sind eher skeptisch, denn die Raumzeit-Fluktuationen, die den Ereignishorizont aufheben sollen, wurden bisher zumindest bei den Schwarzen Löchern in unserer Umgebung nicht nachgewiesen.

Und auch Raphael Bousso von der University of California in Berkeley, ein ehemaliger Hawking-Schüler, äußerst sich in "Nature News" eher vorsichtig: "Die Idee, dass es bei einem Schwarzen Loch gar keinen Punkt mehr gibt, von dem es keine Wiederkehr gibt, ist noch radikaler und problematischer als die Existenz des Ereignishorizonts als Feuerwand", so der Physiker. (High Energy Physics – Theory, 2014; arXiv:1401.5761 )

Video: Stephen Hawking erklärt seine Theorie bei einem Vortrag in Cambridge

Donnerstag, 23. Januar 2014

Wozu die Welt da ist.

Körperwelten

Die Welt ist nicht da um von uns erkannt zu werden, sondern uns 
in ihr zu bilden. Das ist eine Kantische Idee.

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Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher Heft J, N°898


Mittwoch, 22. Januar 2014

Homo errans.

aus NZZ, 22. 1. 2014

Lost in Orientation
Die verlorene Gabe des Verirrens

Eduard Kaeser · «Ich bin hier» - so war ein kleiner Testbericht betitelt, in dem der Journalist Matthew Honan vor ein paar Jahren seine Erfahrungen mit mobilen Geräten und ihren Apps beschrieb. Er schloss mit der Bemerkung: «Ich habe bessere 'location awareness' gefunden, aber meinen Sinn für Orte verloren (. . .). Auch wenn wir unsere Umwelt zunehmend digitalisieren, sollten wir nicht vergessen, auf altmodische Weise umherzuschauen.»

Die Bemerkung ist symptomatisch für einen schon seit einiger Zeit stattfindenden Umbau am und im Menschen. Wir rüsten unseren naturwüchsigen Orientierungsapparat mit Gadgets auf, die «Ortssinn» zeigen. Das Navi als Lotse durchs Leben. Je mehr «location awareness» es hat, desto weniger brauche ich meinen eigenen Ortssinn. Der in sein Handydisplay versunkene Mensch: Er ist nicht da, wo er ist - das emblematische Paradox unserer Zeit.

«There is no 'there' there» - Gertrude Steins Bonmot gilt immer mehr für die ganze Erde, die Terra cognita. Die Schriftstellerin meinte mit dem «there» Oakland in Kalifornien, den Ort ihrer Kindheit. Als sie Jahre später dorthin zurückkehrte, war diese «Orthaftigkeit» erodiert und damit auch das Lebenszentrum von damals. Sie konnte in diesem «there» nichts mehr finden, was sie an ihre Kindheit erinnerte. Sie hatte mit ihrer geografischen auch ihre psychografische Orientierung verloren, ihren Seelenhalt.

Wann beginnt man auf altmodische Weise umherzuschauen? Zum Beispiel dann, wenn man sich verirrt hat. Man könnte es deshalb als Ironie der totalen Kartierung unseres Daseins bezeichnen, dass auf einmal das Verirren an neuer Bedeutung gewinnt: Verirren als existenzieller Grundzustand; nicht als Defizit (unfähig, den Weg zu finden), sondern als Vermögen (fähig, sich ohne Weg zurechtzufinden). Wer sucht, der findet, weiss schon die Bibel. Aber nur wer sich irrt und verirrt, sucht überhaupt. Reisende früherer Zeiten gewannen dem Verirren durchaus seine positive, erkenntnisfördernde Bedeutung ab. So schreibt etwa der grosse Geher durch Europa, Johann Gottfried Seume, zu Beginn des 19. Jahrhunderts: «Ich verirrte mich abermals und kam, anstatt nach Syrakus, nach Lentini. Es war mir indessen nicht unlieb, die alte Stadt zu sehen.» Sollte ironischerweise ein Zeitalter, das dem Verirren den Garaus machen will, ausgerechnet dieses Verirren - das Nirgendwo- oder Anderswo-Ankommen - als menschliche Kunst und Tugend wieder aufwerten?

Statt sich also vom iPhone sagen zu lassen, wo man sich und was sich alles in der Umgebung befindet, könnte man sich ja auch einmal eingestehen, in unbekanntes Gelände geraten zu sein, das man nun auf eigene Faust erkunden möchte. Plötzlich entdeckt man selber Orte. Oder eher: Man entdeckt in sich einen neuen Typus von Reisenden in der medientechnischen Erschliessung der Welt: den Homo errans. - Er erblickt in den toten Winkeln der Navigationssysteme neue Terra incognita.

Die Erde wird zu Google-Earth. Wenn es aber keine weissen Flecken mehr gibt auf der Weltkarte, dann wirft man einfach die Karte weg, und die Welt wird wieder weiss. Der Homo errans muss heute als jener Mensch begriffen werden, der seinen Weg selber sucht, dabei vielleicht Irrwege betritt, auf Abwege gerät, Holzwege einschlägt. Er ist der Mensch, der in allem Abfragen das Fragen neu lernt. Nur wer sich verirren kann, kann sich auch verändern.


Nota. 

"Nur wer sich verirren kann, kann sich auch verändern." - Das ist nun wahrhaft das Signum einer neuen Epoche: dass sich-Verändern zum fraglosen Wesen des Menschseins selber gezählt wird. Sich treu bleiben und immer und überall derselbe-Sein galt vordem als der moralische Auftrag an einen jeden. - Ja ja, das ist eine simple Wendung: unter aller äußerlichen Veränderung im Innern doch immer... Aber das ist eine nachträgliche Ausflucht. War noch gestern das "mich-selber-Finden" so etwas wie der Sinn des Lebens, gilt heut als Paradigma: dein Selbst verändern. Ist das besser oder ist es auch nur wieder so ein eitles Modegewäsch?
JE

Dienstag, 21. Januar 2014

Dein Körper denkt mit.

aus derStandard.at, 21. 1. 2014

Der ganze Körper beeinflusst das menschliche Denken
Tom Ziemke in Wien: Verhalten, Denken und Empfinden von Gesichtsmuskeln und Darmbakterien abhängig

Wien - Geistige Prozesse sind nicht allein Aufgabe des Gehirns. Vielmehr mischt der ganze Körper von den Muskeln bis zu den Darmbakterien dabei mit, was man denkt und wie man sich verhält, wie der Kognitionsforscher Tom Ziemke von der Universität Skövde (Schweden) am Montagabend bei einem Vortrag in Wien erklärt.

Traditionell würde man in der Kognitionsforschung Körper und Geist strikt trennen, so wie etwa Hardware und Software auf einem Computer. Versuche in den Neuro- und Verhaltenswissenschaften hätten aber gezeigt, dass Denken, Empfinden und Verhalten mit Körperfunktionen wie einfachen Reflexen, dem Stoffwechsel und dem Immunsystem verknüpft sind, sagte Ziemke im Rahmen der "Bühler-Lecture" an der Universität Wien.

Botox lähmt auch die Fähigkeit, sich zu ärgern

So können etwa die Gesichtsmuskeln mitentscheiden, ob man eine Karikatur witzig findet oder nicht, erklärte Ziemke. Wenn Versuchspersonen einen Stift mit der Spitze nach vorne zwischen den Zähnen halten mussten, was Gesichtsmuskeln aktiviert, die man beim Grinsen braucht, fanden sie solche Zeichnungen lustiger als Personen, die einen Stift quer zwischen die Lippen pressten, was einem ablehnenden Gesichtsausdruck entspricht. Und wenn man mit Botox einen Gesichtsmuskel lähmt, der für eine missbilligende Miene notwendig ist, fällt es den Leuten schwer, sich zu ärgern, sagte er.

In einem anderen Versuch hätten US-Forscher Versuchspersonen mit Wörtern berieselt, bei denen Amerikaner an alte Leute denken - wie etwa "Bingo", "grau" und "Florida". Danach beobachten sie, dass die Probanden langsamer den Gang entlang zum Lift spazierten als Kontrollpersonen, die neutrale Wörter zu hören bekamen.

Mutmachende Darmbakterien

Sogar die Darmflora kann das Verhalten beeinflussen, sagte Ziemke. So hätten Darmbakterien von mutigen Mäusen ängstliche Tiere in einem Experiment kühn gemacht und die Forscher konnten sogar chemische Veränderungen in den Mäusehirnen feststellen.

Schließlich hatte der Wissenschafter noch einen Rat für Jobsuchende: "Wenn Sie sich für eine Stelle bewerben, ist es vielleicht besser, wenn Sie das Motivationsschreiben und den Lebenslauf in eine solide, schwere Mappe stecken", sagte er. Denn Passanten hätten vermeintliche Jobkandidaten besser beurteilt, wenn ihre Bewerbungsunterlagen an einem schweren Klemmbrett steckten als auf einem leichten, erklärte der Kognitionsforscher.


Dunkle Materie auch in der Biologie.


Rudolpho Duba  / pixelio.de.


Wissenschaftler beleuchten „dunkle Materie“ in der Biologie

Hans-Christoph Keller  
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin  

19.01.2014 19:00

Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Lausanne haben die Funktion und Evolution einer bislang unverstandenen Kategorie von Genen untersucht, die eine entscheidende Rolle für die Funktion unserer Organe und der Embryonalentwicklung spielen.

Die klassische Funktion eines Gens ist die Kodierung von Informationen für die Synthese von Proteinen, die für die Funktion von Zellen essentiell sind. Das Genom des Menschen und anderer Wirbeltiere enthält aber auch solche Gene, die lange, nicht-kodierende RNA-Stränge produzieren und deren Funktion bislang im Dunkeln lag. Seit fünf Jahren ist bekannt, dass tausende solcher Gene mit bislang unbekannter Funktion beim Menschen und anderen Säugetieren vorkommen. Wie und in welchen Organen werden sie aktiviert? Bedeuten sie eine Art „dunkle Materie“ in der Biologie ohne jede Funktion? Sollten diese Abschnitte wirklich keinen Nutzen haben? Warum wurden sie dann über viele Millionen Jahre konserviert? 

Um diese Fragen zu beantworten, konnten Wissenschaftler der Humboldt-Universität in Zusammenarbeit mit dem EPFL (Écolepolytechnique fédérale de Lausanne), dem Swiss Institute of Bioinformatics (SIB) in einem Artikel der Zeitschrift Nature zeigen, dass einige dieser Gene über einen langen Zeitraum der Evolution Bestand hatten und unter den heute lebenden Organismen in elf untersuchten Arten, von Vertretern der Amphibien bis hin zum Menschen, nachweisbar sind.

Elf Arten wurden verglichen

Ein Team unter der Leitung von Prof. Henrik Kaessmann von der Universität Lausanne (Center for Integrative Genomics) hat einen umfassenden Katalog solcher Gene zusammengestellt. Eine evolutionäre Analyse hat ergeben, dass bereits vor 90 Millionen Jahren mindesten 2500 solcher Gene beim gemeinsamen Vorfahren der heute lebenden höheren Säugetiere (Placentalia) vorhanden waren. Die funktionelle Analyse dieser Gene ergab aufschlussreiche Ergebnisse. Es wurden sechs Primatenarten (Mensch, Rhesusaffe, Schimpanse, Bonobo, Gorilla und Orang-Utan), ein Vertreter der Nagetiere (Hausmaus), ein Vertreter der Beuteltiere (Opossum) und sogar ein Vertreter der seltenen eierlegenden Säugetiere (Schnabeltier) untersucht und mit Vertretern der sogenannten Außengruppe (Amphibien, Vögel) verglichen. Der gemeinsame Vorfahre dieser systematischen Gruppen lebte vor etwa 350 Millionen Jahren.

Evolution

Durch den Vergleich der gewonnen Ergebnisse mit Informationen aus entsprechenden Datenbanken und dem konsequenten Einsatz der Bioinformatik konnten aus der unendlich-scheinenden Informationsflut der untersuchten Genome mehrere tausend solcher nicht-kodierenden Gene identifiziert werden. Der vergleichende Ansatz ergab auch Aufschlüsse über die Entstehung dieser Gene während der Evolution. So waren 11000 dieser nicht-kodierenden Gene beim Vorfahren der Primaten vorhanden, 2500 können für die gemeinsame Stammart der höheren Säugetiere angenommen werden, und selbst der gemeinsame Vorfahre aller untersuchten Vertreter der Wirbeltiere besaß bereits einhundert dieser nicht-kodierenden Gene. Welche Funktion kann also diesen Abschnitten des Genoms zugesprochen werden? Die Antwort auf diese Frage ist komplex aber es ist immerhin erstaunlich, dass kodierende und nicht-kodierende Gene offensichtlich von denselben Transkriptionsfaktoren reguliert werden, und zwar in organspezifischer Ausprägung. 

Andere wiederum werden nur im Zusammenhang mit der Embryonalentwicklung reguliert. So ist vorstellbar, dass die Embryonalentwicklung der höheren Säugetiere, mit ihrer langen Entwicklung im Mutterleib und den bislang rätselhaften Beziehungen zwischen mütterlichem und kindlichem Organismus , besonders auch der Plazenta, nur auf dieser Grundlage verstanden werden können. „Dies wäre ein Durchbruch im Verständnis für die Fortpflanzung der Säugetiere“,sagt Ulrich Zeller von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Neues Netzwerk interagierender Gene

In der dritten Phase der Untersuchung konnten die Wissenschaftler zeigen, dass es offensichtlich ein Netzwerk von Interaktionen zwischen kodierenden und nicht-kodierenden Genabschnitten gibt, die spezifisch für bestimmte Gewebe oder Organe sind. So wurden beispielsweise solche funktionellen Verknüpfungen im Gehirn oder auch in keimzellenbildenden Geweben (z.B. Hoden) gefunden. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass nicht-kodierende Genabschnitte, die bislang als „dunkle Materie“ der Biologie betrachtet wurden, eine entscheidende Rolle für die Funktion unserer Organe und der Embryonalentwicklung spielen. „Organismische und molekulare Biologie stehen sich offensichtlich nicht mehr verständnislos gegenüber. Vielmehr scheint es so zu sein, dass die Forschungsergebnisse und der daraus resultierende Denkansatz einen neuen Impuls in Richtung einer umfassenden, holistischen Betrachtungsweise setzen, die einer molekularen Morphologieund Evolutionsbiologie nahekommt“, erklärt Zeller von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Kontakt
Prof. Dr. Ulrich Zeller
Humboldt-Universität zu Berlin
Spezielle Zoologie
Tel.: 030 2093-8667
ulrich.zeller@agrar.hu-berlin.de

Ibou Diop
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin
Tel.: 030 2093-2945
ibou.diop.1@hu-berlin.de

Sonntag, 19. Januar 2014

Kosmische Raserei.

Das Universum in bis zu einer Milliarden Lichtjahre Entfernung von der Erde. Der Shapley-Superhaufen befindet sich rechts von der Milchstraße. (Bild R. Powell)
aus derStandard.at, 19. 1. 2014, 18:17

Warum die Lokale Gruppe mit zwei Millionen km/h durchs Weltall rast Untersuchung legt nahe, dass neben dem Shapley-Superhaufen eine weitere riesige Masse mit ihrer Gravitation auf den Galaxiehaufen einwirkt: die Sloan Great Wall

Bonn - Die Lokale Gruppe - also jener Galaxienhaufen, dem die Milchstraße angehört - rast mit rund zwei Millionen km/h durch das Weltall. Wissenschafter rätseln, was die Ursache für diese "kosmische Raserei" ist. Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Physikern der Universität Bonn kommt zu dem Schluss, dass neben dem gigantischen Shapley-Superhaufen eine weitere riesige Masse mit ihrer Gravitation massiv auf die Lokale Gruppe einwirkt. Die Ergebnisse wurden nun online im Fachjournal "Astronomy & Astrophysics" veröffentlicht.

Milchstraße

Mit der Andromeda-Galaxie, der Dreiecksgalaxie und kleineren Galaxien bildet das Milchstraßensystem die Lokale Gruppe, die mit rund zwei Millionen km/h durch das Universum rast. "Der Grund für die rasante Fahrt und die Ursache für ihre Bewegungsrichtung sind bis heute nicht schlüssig erklärt", sagt Marek Kowalski vom Physikalischen Institut der Universität Bonn. Ein internationales Forscherteam hat nun einen Ansatz gefunden, der das Bewegungsprofil der Lokalen Gruppe erklären könnte. In dem Konsortium ist auch der US-Astrophysiker Saul Perlmutter vertreten, der im Jahr 2011 den Physik-Nobelpreis erhielt.

Im Rahmen des Supernova-Factory-Projekts nutzte das internationale Team mehr als 100 Supernovae-Beobachtungen vom Typ Ia mit dem 2,2-Meter-Teleskop der Universität Hawaii auf dem Gipfel des Vulkans Mauna Kea. Bei Supernovae handelt es sich um Sterne, die am Ende ihrer Lebenszeit in einer gigantischen Explosion so hell wie eine ganze Galaxie aufleuchten. Die Forscher nutzten sie. Leuchttürmen gleich, als Bezugspunkte im All: "Anhand ihrer Helligkeit können wir feststellen, wie weit entfernt die Supernovae sind und mit welcher Geschwindigkeit sie sich im Weltraum bewegen", so der Astrophysiker Kowalski.

Der Weltraum als Zwiebel

Wie bei einer Zwiebel teilten die Forscher den Weltraum um die Erde in einzelne kugelförmige Schalen auf und bestimmten anhand der sich darin befindenden Supernovae die Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung dieser Teilräume. "Unsere Hypothese war, dass für die Bewegung der Lokalen Gruppe die Anziehungskraft einer gigantische Masse die Ursache ist", berichtet der Bonner Forscher Ulrich Feindt. In der Vorzugsrichtung der durch das Universum rasenden Lokalen Gruppe befindet sich der Shapley-Superhaufen (SCI 124), die größte Ansammlung von Sternensystemen in einer Entfernung von 650 Millionen Lichtjahren zur Milchstraße.

Sloan Great Wall

"Unsere Berechnungen ergaben jedoch, dass die Gravitation des Shapley-Superhaufens nicht ausreicht, um das Geschwindigkeitsprofil der Lokalen Gruppe zu erklären", so Kowalski. "Wir müssten eine zweite, noch einmal annähernd gleichgroße Masse hinzufügen, um auf die erforderliche Anziehungskraft zu kommen." Die Wissenschafter vermuten, dass es sich bei dieser rätselhaften gigantischen Masse um eine lockere Ansammlung verschiedener Galaxien handeln könnte, der sogenannten Sloan Great Wall. Die Gravitation dieser Ansammlung und des Shapley-Superhaufens zusammen könnten nach den Erkenntnissen der Forscher sowohl die Geschwindigkeit als auch die Bewegungsrichtung der Lokalen Gruppe erklären.

Einfluss noch aus einer Milliarde Lichtjahre Entfernung

Die aktuelle Studie ist die bislang umfassendste zum Thema. Das internationale Forscherkonsortium verwendete ein Schalenmodell und Daten, die nahezu doppelt so tief in den Weltraum hineinreichen wie die vorangegangener Arbeiten. "Wir konnten damit zeigen, dass Strukturen in rund einer Milliarde Lichtjahre Entfernung noch einen Einfluss auf die Bewegung der Lokalen Gruppe haben", berichtet Kowalski. Damit verbunden sind sehr grundsätzliche Fragen der Kosmologie: Ist das Universum auf großen Skalen in alle Raumrichtungen gleichartig beschaffen? 

"Unsere Untersuchungen zeigen, dass diese Grundannahme im Standardmodell der Kosmologie hier an ihre Grenzen stößt", schließt der Astrophysiker. Denn die Kräfte, die die Strukturen im Weltraum beeinflussen, wirkten auch im ganz Großen. (red.)
 

Samstag, 18. Januar 2014

Carl Ludwig Fernows Leben in seinen Briefen.

aus NZZ, 15. 1. 2014

Bibliothekar, Sprachwissenschafter, Kunsttheoretiker
Eine Wiederentdeckung - Carl Ludwig Fernows Leben in seinen Briefen

von Ludger Lütkehaus · Unter den Gelehrten der deutschen Spätaufklärung und den bedeutenden Geistern der Weimarer Klassik ist er einer der bemerkenswertesten: Carl Ludwig Fernow, der Ästhetik-Theoretiker des Klassizismus, Philosoph, Kritiker, Porträtmaler und Zeichner, Sprachwissenschafter und -didaktiker, Grammatologe, fast ein Jahrzehnt lang römischer Kulturkorrespondent, in Weimar und Jena Gesprächspartner Schillers, Goethes und Wielands, der ihn zu den «Fünf Grossen» von Weimar zählt, und - last, but not least - loyaler Freund der Familie Schopenhauer, die in ihm den nach dem Suizid des Vaters fehlenden Mentor findet. Zum 250. Geburtstag Fernows hat der Wallstein-Verlag eine zweibändige, fast 1400 Seiten umfassende, vorzüglich kommentierte Edition der Briefe des Gelehrten, verantwortet von Margrit Glaser und Harald Tausch, vorgelegt. Fassbar wird in diesen Briefen und im Kommentar eine konturenscharfe lebendige Gestalt.

Über die Alpen

Am 19. November 1763 wird Carl Ludwig Fernow in eine arme pommersche Gutsknechtsfamilie in Blumenhagen bei Stettin hineingeboren. Früh wird er gefördert, weil man seine vielseitigen Talente erkennt. Er überwirft sich aber auch gerne mit seinen Geld- und Arbeitgebern. Den Schulbesuch bricht er ab. In Jena studiert er Philosophie bei dem Kantianer Carl Leonhard Reinhold. Doch im Sog der zahlreichen deutschen Bildungsreisenden zieht es ihn nach Italien. Den Weg über die Alpen legt er, wie sein Freund und Gefährte Johann Gottfried Seume seinen «Spaziergang nach Syrakus», zu Fuss zurück. Wie später Hölderlin, dann auch Friedrich Hebbel wird er einer der grossen Fusswanderer seiner Zeit. Die Unruhe bis zur Rastlosigkeit, das Vagierende, das die sinnliche Erfahrung als bestimmendes Erlebnis und Lebensform sucht und die Bewegung des Denkens mit den Bewegungen des Körpers verbindet, ist für Carl Ludwig Fernow charakteristisch wie für diese ganze Epoche von hochgebildeten Nomaden.

  • Carl Ludwig Fernow: «Rom ist eine Welt in sich». Briefe 1789-1808. 2 Bände. Herausgegeben und kommentiert von Margrit Glaser und Harald Tausch. Wallstein, Göttingen 2013. 1304 S., Fr. 128.-.

Während seines Aufenthaltes in Rom, 1794 bis 1803, bildet er sich zum konkurrenzlos kenntnisreichen Kunstkritiker und Anwalt ästhetischer Theorie. 1803 kehrt er für die Übernahme einer Professur für Ästhetik nach Jena zurück. Sein berufliches Leben mündet 1804 in die Übernahme der Stelle eines Hofbibliothekars der Herzogin Anna Amalia in Weimar. Unter Fernows Werken ragen seine «Römischen Studien» (drei Teile, Zürich 1806-08), eine Gesamtausgabe der Werke Winckelmanns (zwei Bände, Dresden 1808), das «Leben des Künstlers Asmus Jakob Carstens» (Leipzig 1806) und die Beiträge zur italienischen Sprachlehre, eine Biografie Ariosts sowie die Herausgabe einer Bibliothek italienischer Klassiker heraus.

Fernow war ein ausserordentlich geradliniger Charakter. Unter den Fürstenknechten Weimars fand man ihn nicht. Der Enzyklopädist Johann Gottfried Gruber rühmte seine freie Seele: «Überall war er männlich und gerade, und behauptete stets jene unerschütterliche Ruhe, welche nur das Eigentum kräftiger Seelen ist.» Sein eigener Freiheitssinn hat ihn befähigt, das Organ für die Freiheit anderer zu entwickeln.

Dieser Zusammenhang zeigt sich eindrucksvoll in der Rolle, die er für die Familie Schopenhauer spielt. Als Johanna Schopenhauer, die Mutter, zusammen mit ihrer Tochter Adele 1806 nach Weimar übersiedelt, der Sohn aber gemäss dem Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte, in Hamburg in Kaufmannsdiensten zurückzubleiben gezwungen ist, wird Fernow 1807 Arthurs geistiger Geburtshelfer. Er befreit ihn von der Mesalliance mit dem aufgenötigten Kaufmannsberuf. Er ermuntert ihn, einen neuen Lebensweg zu beginnen. Dafür ist es nie zu spät, lautet wie einst für Fernows eigene berufliche Entwicklung die frohe Botschaft. Fernow nimmt Arthur freilich auch für ein fleissiges Engagement in den klassischen Studien in die Pflicht. Die Freiheit, für die er so energisch plädiert, muss erst einmal verdient werden.

Schopenhauers Zeugnis

In keinem geringeren Zeugnis als dem Lebenslauf für die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin hat Arthur Schopenhauer seines Freiheitslehrers gedacht: «Endlich, (. . .) als ich, von unerträglichen Gemütsleiden gequält, in den Briefen an meine bereits in Weimar wohnende Mutter mich in jämmerlichen Klagen über den vereitelten Lebenszweck erging, über den unersetzlichen Verlust der auf nichtige Arbeit vergebens verwendeten Kräfte und Jugend, endlich über mein vorgeschrittenes Lebensalter, das mir nicht mehr verstatte, die gewählte Laufbahn zu verlassen und eine neue zu beginnen - da geschah es, dass der berühmte Fernow, ein Mann von wirklich ausgezeichneten Geistesgaben und meiner Mutter damals eng befreundet, (. . .) obwohl ich ihm übrigens unbekannt war, bewogen ward, sich mir gegenüber schriftlich zu äussern, indem er mir klarmachte, dass die bis dahin verlorene Zeit noch ersetzbar sei, dies durch sein eigenes Beispiel sowie dasjenige Anderer, selbst der bedeutendsten Gelehrten, welche erst spät die gelehrte Laufbahn angetreten hätten, bewies, und mir riet, Alles im Stich zu lassen, um mich auf die Erlernung der alten Sprachen zu werfen. Als ich diesen Brief gelesen, brach ich in heftiges Weinen aus, und auf der Stelle stand in mir, dem sonst jede Wahl Qual machte, der Entschluss fest.»

Das Erstaunliche geschieht: Die Schopenhauers sind in Bezug auf den Rat und Zuspruch Fernows ausnahmsweise einmal einer Meinung. Johanna Schopenhauer widmet ihm 1810 ihr Erstlingswerk, eine zweiteilige Beschreibung von «Carl Ludwig Fernow's Leben». Und Arthur Schopenhauer bringt seinem Freund und Förderer eine lebenslange Dankbarkeit entgegen. Durch ihn hat er erfahren, dass man gegen die vorgegebenen Zwänge die Freiheit der Selbstbestimmung gewinnen kann.



Freitag, 17. Januar 2014

Am Sprechen sind beide Hemisphären beteiligt.

aus derStandard.at, 16.1.2014                                            Einsteins Gehirn

Offenbar beide menschlichen Gehirnhälften am Sprechen beteiligt Untersuchung mittels Elektrokortikografie bringt neue Erkenntnisse zur Sprachverarbeitung

Paris - Anders als bisher weithin angenommen, sind beim menschlichen Sprechen beide Gehirnhälften involviert - nicht nur die dominante. Das ist das Ergebnis einer Studie, die aktuell im Fachblatt "Nature" veröffentlicht wurde.

Wissenschafter der Universität New York untersuchten mittels Elektroden die neuronale Aktivität von 16 Epilepsie-Patienten. Sie nutzten dazu ein Verfahren, das bei Patienten mit schwerer Epilepsie vor chirurgischen Eingriffen angewendet wird: Die sogenannte Elektrokortikografie (ECoG). Dabei liegen die Elektroden nicht, wie bei der Elektroenzephalografie (EEG) außen auf der Schädeldecke, sondern direkt auf der Gehirnoberfläche. Die neuronale Aktivität kann damit wesentlich exakter gemessen werden als etwa mit 3D-Scans.

Tests mit Fantasiewörtern

Die Patienten mussten frei erfundene Wörter wie "pob" oder "kig" sagen, damit nur jene Hirnregionen aktiviert werden, die für das Aussprechen genutzt werden, nicht aber für Sprache. Da die Wortkonstrukte keine Bedeutung hatten, wurden andere Hirnregionen aktiviert als jene, die für die Sprache genutzt werden - wenn Wörter also verstanden und Sätze gebildet werden müssen. Die Tests zeigten, dass Regionen in beiden Gehirnhälften bei der Aussprache der erfundenen Wörter genutzt wurden.

Die neuen Erkenntnisse würden den bisherigen Kenntnisstand umwerfen, so der Neurologe Bijan Pesaran. "Wir können dadurch neue Behandlungsmethoden entwickeln, um Menschen zu helfen, die ihre Fähigkeit zu Sprechen nach einem Schlaganfall oder Verletzungen mit einer Schädigung des Gehirns verloren haben." (APA/red)


Donnerstag, 16. Januar 2014

Big Sister is watching you.

aus Der Standard, Wien,15.1. 2014

"Lebensformen sind nicht nur Geschmackssache"
Wie Menschen ihr Leben gestalten, ist keine Privatsache, sagt die Philosophin Rahel Jaeggi, und fordert in ihrem neuen Buch wieder mehr Einmischung durch die Philosophie

Interview | Beate Hausbichler
 
STANDARD: Respekt vor anderen Lebensentwürfen und freie Hand, um das eigene Leben zu gestalten. Was ist daran falsch?

Jaeggi: Nichts. Unterschiedliche Lebensweisen zu respektieren und zu tolerieren, halte ich für einen wichtigen Schritt. Man muss aber sehen, dass auch diese Auffassung selbst Ausdruck einer bestimmten Orientierung und Lebensform ist, einer, die dadurch geprägt ist, solche Unterschiede aushalten zu können und von bestimmten Eingriffen in das Leben anderer Abstand zu nehmen.

STANDARD: Und was stimmt nicht an der Haltung einer liberalen Neutralität, die Sie in Ihrem Buch kritisieren?

Jaeggi: Problematisch erscheint mir vor allem die Tendenz, Lebensformen dadurch zu versteinern, also sie so anzuerkennen, wie sie sind, und dabei Debatten über ihre innere Gestalt - über den Charakter der Praktiken und Überzeugungen, die sie ausmachen - als unzulässigen Eingriff zu betrachten. Damit verliert man letztendlich aus dem Blick, dass Lebensformen immer schon dynamisch und konflikthaft sind und sich teilweise gerade als Resultate von Auseinandersetzungen verstehen lassen.

Die deutsche Philosophin Rahel Jaeggi stellt im Zusammenhang mit Prostitution die Frage: "Sollte es Dinge geben, die unverkäuflich sind?"

Rahel Jaeggi
Kritik von Lebensformen
Suhrkamp 2013
451 Seiten, 20,60 Euro


STANDARD: In die Gestaltung der Lebensformen wollen sich aber viele nicht dreinreden lassen ...

Jaeggi: Ja. Aber was soll "sich nicht dreinreden lassen" bedeuten? Wir benutzen ja nicht nur Straßen und Verkehrsampeln gemeinsam. Wir leben in einer Gesellschaft, deren Arbeitsteilung organisiert werden muss. Und wir sind auf Bildungsinstitutionen, auf Kulturinstitutionen, auf Versicherungssysteme angewiesen. Ihre Gestaltung ist immer auch Ausdruck und Ermöglichung einer bestimmten Lebensform - und über diese ist, so gesehen, immer schon entschieden.

STANDARD: Aber wenn es etwa darum geht, wer die Kinder zu Hause betreuen soll: Muss eine solche Entscheidung nicht jedem selbst überlassen werden?

Jaeggi: Ob bei der deutschen Debatte über Steuervorteile für die sogenannte Hausfrauenehe oder bei den Diskussionen über Kinderbetreuung: Hier stehen ja Grundorientierungen auf dem Spiel: Wie versteht man Erziehung, wie Geschlechterverhältnisse? So etwas lässt sich aber nicht privatisieren. Jemand, der meint, ihm oder ihr werde durch politische Maßnahmen die Kindertagesstätte für seine oder ihre Kinder aufgezwungen, muss sich klarmachen, dass dort, wo es keine Kindertagesstätte gibt, den Menschen auch etwas aufgezwungen wird. Auch die Nichtexistenz solcher Institutionen prägt Lebensweisen. Interes- santerweise geraten in diesen Diskussionen meist diejenigen unter Beschuss, die für Veränderungen eintreten. Ich muss mir als Philosophin nicht das Urteil anmaßen, dass die Hausfrauenehe in jedem Fall schlecht ist. Ich möchte aber klarmachen, dass so etwas gestaltbar ist und zur Debatte steht, bis hin zu substanziellen Fragen, etwa: Wie komme ich überhaupt dazu?

STANDARD: Die Antwort "weil es mir so am besten gefällt" reicht nicht?

Jaeggi: Mir nicht. Lebensformen sind weder nur eine Geschmackssache noch eine unhintergehbare "Wertefrage". Sie sind Bündel sozialer Praktiken, die sich aus bestimmten Gründen und durch bestimmte kollektive Deutungsmuster entwickeln. Meine These ist: Lebensformen lösen Probleme, Probleme allerdings, die nicht etwa das "Menschsein per se" betreffen, sondern in einer bestimmten historischen und sozialen Situation eingebettet und von bestimmten normativen Erwartungen geprägt sind. Das ist eine völlig andere Beschreibung als die, dass man von Lebensformen quasi "ergriffen" ist oder dass der eine dann halt von diesem Gott, der andere von jenem ergriffen ist und der Dritte vielleicht von gar keinem.

STANDARD: Apropos Gott: Wie ist diskriminierten Minderheiten, etwa religiösen, zu begegnen? Hier wird Ihre Kritik von Lebensformen doch schwierig.

Jaeggi: Mein Grundszenario ist nicht, dass man mal eben von oben herab bestimmte Gemeinschaften bewertet. Mir geht es um den Umstand, dass Lebensformen in Krisen geraten, Krisen, die unterschiedliche Zustände haben können - vom verdeckten Konflikt bis zu bestimmten Dysfunktionalitäten. Daran können sich Defizite zeigen, die man als Theoretikerin aussprechen und produktiv machen kann.

STANDARD: Ein konkretes Beispiel: "Sexkauf legalisieren oder verbieten?" ist eine große Debatte in Europa. Wie kann dieser Diskussion mit Ihrer Lebensformkritik begegnet werden?

Jaeggi: Die Frage der Prostitution ist komplex - lässt sich aber tatsächlich auch als Lebensformfrage auffassen. Denn es geht dabei ja nicht nur um soziale Lagen, um Verhältnisse, die Ausbeutung und Menschenhandel befördern. Es geht auch nicht nur um die strategische Frage, welche Effekte ein Verbot für diese Verhältnisse hat. Es geht darüber hinaus um Grundsätzliches. Sollte es Dinge geben, die unverkäuflich sind? Etwa weil es bestimmte soziale Beziehungen untergräbt, sie als Waren zu behandeln? Fragen wie diese betreffen im eigentlichen Sinne die Lebensform. Und sie sind deshalb so schwer zu beantworten, weil es - wie etwa bei der Prostitution - um gewachsene Vorstellungen von Intimität oder Körperlichkeit geht. Aber eben deshalb müssen wir uns diesen Fragen stellen. Legalisieren oder nicht: Das greift zu kurz.

STANDARD: Warum ist in der Philosophie und auch im breiteren öffentlichen Diskurs der politische Liberalismus so stark?

Jaeggi: Nun ja, die Angst vor einem illiberalen Sittenrichtertum oder Paternalismus ist ja berechtigt - und der Anspruch, über sein Leben selbst entscheiden zu wollen, auch. Ich möchte im Sinne einer Lebensformkritik die Frage nach den öffentlichen Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben nicht aufgeben, denn ich halte gerade die Diskussion von Lebensformen, deren Gestaltung und Umgestaltung für einen Teil dessen, was wir damit wollen. Es geht nicht darum, die Pluralität aufzugeben, sondern darum, diese anders zu verstehen. Nicht als Pluralität von Lebensformen, die alle in sich bereits gelungen oder unhintergehbar wären; sondern als gänzlich verschiedene Versuche der Bewältigung des Lebens, die alle von je spezifischen Problemen gezeichnet sind.

STANDARD: In welchem Fall sind Lebensformen gelungen?

Jaeggi: Wenn sie Lernprozesse ermöglichen und nicht auf der regressiven Blockade von Erfahrungen beruhen. Wenn Lebensformen ein Bündel institutionell verfestigter sozialer Praktiken sind und diese Praktiken darauf ausgerichtet sind, bestimmte Lebensprobleme zu lösen, dann müssen wir uns fragen: Gelingt es diesen Lebensformen, diese Probleme zu lösen?

STANDARD: Wohin soll diese Kritik von Lebensformen im besten Fall führen?

Jaeggi: Im Grunde ist es ein Plädoyer für einen bestimmten Typus von Emanzipationsbewegungen, die bestehende Lebensformen in einem produktiven Sinne destabilisieren. 


Rahel Jaeggi ist Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin.


Nota.

"Im Grunde ist es ein Plädoyer für einen bestimmten Typus von Emanzipationsbewegungen, die bestehende Lebensformen in einem produktiven Sinne destabilisieren." Wie hieß das noch gleich bei Schwester Schwarzer? "Das Private ist politisch." 


Nichts Neues unter der Sonne. Das Interview genügt sich selbst. Ich glaube, dieses Buch müssen Sie nicht kaufen.
JE


Mittwoch, 15. Januar 2014

Überproduktion im Wissenschafts-Betrieb.

Dirk Kruse  / pixelio.de
aus Der Standard, Wien, 15.1. 2015

Wie kommt der "Müll" in die Wissenschaft?
Der Druck auf Forscher, häufig Ergebnisse zu liefern, ist groß - Und führt zu vermehrter Produktion verzichtbarer Studien

von Peter Illetschko

Vergangene Woche sorgte ein Vorschlag von Informatikern der Universität Indiana für Aufsehen in der Scientific Community: Jeder Wissenschafter sollte eine Summe X erhalten und davon einen Teil an andere Forscher weitergeben, von denen man die besten Ergebnisse erwarten könnte. Das würde bedeuten, dass Wissenschafter keine als lästig empfundenen Projektanträge schreiben und diese nicht mehr durch ein aufwändiges Peer-Review-Verfahren gehen müssten, ehe sie bewilligt werden. Natürlich könnte man die Idee als "charmante Alternative" betrachten, wie Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, anmerkt. Würden sich da nicht automatisch einige Fragen ergeben?

Viele Fragen an die Studie
 
Ehrenfreund formuliert die Fragen gegenüber dem STANDARD: "Wer bekommt welche Anfangsausstattung? An wen dürfen Mittel verteilt werden? Wie lässt sich die Herausbildung von Beutegemeinschaften vermeiden?" Eine Befürchtung, die auch Michael Stampfer, Geschäftsführer des Wiener Wissenschaftsfonds WWTF, hat: "Das kann ein Freibrief zur Korruption sein", meint er auf Anfrage. Wenn das System selbst zum Förderer wird und man auf Schwarmintelligenz baut, "könnten sich die Etablierten selbst besonders gut untereinander vernetzen".
 
Helga Nowotny, Wissenschaftsforscherin und ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats ERC, geht mit dem im Fachmagazin EMBO publizierten Vorschlag noch härter ins Gericht: "Der Vorschlag ist naiv, da er die bestehende Organisation der Forschung zu wenig berücksichtigt und die unbeabsichtigten Folgen nicht durchgedacht hat." Ein Großteil der Forschung werde "in Teams und in internationaler Kollaboration erbracht". Nowotny: "Wie soll ich also wissen, wem unter meinen Kollegen der Abgabeanteil zuzusprechen ist, ohne dass dies zu Verzerrungen in der Zusammenarbeit und Teambildung führt?"
 
Für Nowotny ist der Vorschlag "verlockend". Sie glaubt aber nicht, dass man das Schreiben von Anträgen als lästig empfinden sollte: "Wie sonst sollen neue und möglichst originelle Ideen, die die Wissenschaft weiter bringen, ausformuliert werden?" Es gehe ja schließlich um eine detaillierte Darlegung dessen, was unter welchen Bedingungen zu erwarten ist und weshalb. Nur so könne man Raum für das Unerwartete bieten und verhindern, dass "more of the same" produziert wird.
 
Hoher Publikationsdruck
 
Den "großen, vielleicht zu großen Druck auf Wissenschafter" könne man nicht einfach wegbringen, erklärt Stampfer, der sich als Verfechter des Wettbewerbs um die Förderung der besten Forschungsideen sieht. Er verstehe vor allem Wissenschafter, die klagen, sie müssten ständig Ergebnisse veröffentlichen und bezieht sich dabei auf ein Special des Fachmagazins The Lancet.
 
Dessen Tenor: Es werde zu viel Müll in der Forschungscommunity publiziert. Der Titel des Specials: "Increasing Value, Reducing Waste". Das Magazin bezog sich unter anderem auf Aussagen des Medizin-Nobelpreisträgers Randy Schekman, der in einem Interview mit der britischen Tageszeitung Guardian sagte: "Die Tyrannei der Luxusmagazine muss gebrochen werden". Das sei der Grund für die Müllproduktion. Stampfer ergänzt tröstend: "Unsere Jurys schauen bei Anträgen schon darauf, wo und was die einreichenden Wissenschafter publizieren, in der Hauptsache geht es aber um den Antrag selbst."
 
Schekman meinte mit seiner Kritik die Magazine Nature, Science und Cell, die unter Naturwissenschaftern als Olymp der wissenschaftlichen Publikation gelten. Allerdings verlangen sie Geld für das Recht zu publizieren und erhalten von Universitäten und Bibliotheken noch einmal Geld, damit diese die Magazine beziehen können. Stampfer: "Da sehe ich eine hohe Gewinnspanne."
 
Für FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund ist Open Access eine "erste und sehr weitreichende Antwort, und zwar sowohl für Publikationen als auch für Forschungsdaten." Open Access könne aber nicht den Publikationsdruck auf die Wissenschafter reduzieren, sagt Stampfer.
 
Sonderfall in der Biomedizin
 
Einen Druck, den Nowotny vor allem in der Biomedizin sieht. Das habe vor allem mit der Struktur dieses wissenschaftlichen Feldes zu tun, "in dem möglichst viel an kleinen und kleinsten Ergebnissen publiziert wird." Außerdem würden Ärzte wenig oder nichts von Statistik verstehen. "Das hält sie aber nicht davon ab, Studien zu publizieren, deren Aussagekraft statistisch gegen null tendiert." Alle Experten verweisen auf ein wesentliches Detail der Mülldebatte: Führt der hohe Publikationsdruck dazu, dass geschlampt wird? Jedenfalls können zahlreiche publizierte Ergebnisse nicht wiederholt werden. Davon erzählte schon ein Bericht des Economist im Oktober 2013.
 
Das Magazin bezog sich unter anderem auf gescheiterte Zweitversuche in der Krebsforschung, die das Biotech-Unternehmen Amgen durchführte. Sie konnten nur sechs von 53 "Landmark-Studies" wiederholen. Ingesamt scheint die Pharmabranche sehr viel Zeit aufzuwenden, um bei Testwiederholungen kein Ergebnis zu bekommen.
 
WWTF-Chef Stampfer würde in diesem Fall gern Ursachenforschung betreiben. Und ergänzt: "Ich glaube aber nicht, dass es viele Wissenschafter gibt, die absichtlich schlampen oder gar betrügen. Umso mehr würden mich die Hintergründe für dieses Problem interessieren."

Dienstag, 14. Januar 2014

Das Leben hat kein Optimum.

Carola Langer  / pixelio.de
aus Die Presse, Wien,19.11.2013

Die Evolution nimmt nie ein Ende
Ein seit 25 Jahren laufendes Experiment mit Bakterien zeigt, dass die Anpassung an die Umwelt immer weiter optimiert wird, auch wenn die Umwelt konstant bleibt

1988 begann Molekularbiologe Richard Lenski (Michigan State University) ein Experiment, über das viele Fachkollegen nur die Köpfe schüttelten: Er setzte Bakterien – Escherichia coli – in Nährlösung und ließ sie sich vermehren und vermehren und entwickeln und entwickeln, von jeder achten Generation entnahm er ein paar und lagerte sie im Kühlschrank ein. Nun ist diese Evolution in der Petrischale in der 58. Generation (ungefähr), sie umfasst etwa 1014 Bakterien und hat bisher 10.000 Liter Nährlösung und vier Millionen Dollar verbraucht.

Die waren es wert. Lenskis Bakterien haben schon Grundfragen der Evolution geklärt, etwa die von Stephen J. Gould aufgeworfene, ob die Evolution andere Wege einschlagen würde, wenn sie zweite oder dritte Chancen hätte. Gould war davon überzeugt, aber Lenski hat mit zwölf verschiedenen Bakterienlinien begonnen. Und die schlugen alle den gleichen Weg ein, zumindest im Großen und Ganzen: Allen ging es darum, die Nährlösung möglichst optimal zu verwerten. Im Detail zeigten sich allerdings Unterschiede, manche Bakterien gingen brachialere Wege, sie legten DNA-Reparaturmechanismen still und erhöhten die Mutationsraten.

Es gibt keinen „fitness peak“

Und eine Linie unternahm eines Tages einen großen Sprung, sie kombinierte viele kleine Mutationen zu einer großen und erschloss eine neue Futterquelle: Zuvor hatten diese Bakterien, wie alle anderen auch, in der Nährlösung nur Zucker verwendet, nun nahm die eine Linie auch anderes. Aber auch die anderen hörten mit dem Optimieren nie auf. Und das ist wieder eine Schlüsselfrage der Evolution: Hat sie ein Ende, haben Lebewesen irgendwann ihre Möglichkeiten ausgereizt bzw. vollendet, gibt es einen „fitness peak“? In der Evolution geht es ja um Anpassung an die Umwelt bzw. deren Veränderungen. Aber in Lenskis Experiment änderte sich die Umwelt nie: Seit 25 Jahren ist die Nährlösung gleich, sind die Temperaturen gleich, und Lenski veränderte sich auch kaum.

Und doch steigerten die Bakterien ihre Fitness – gemessen an der Häufigkeit ihrer Reproduktion – ohne Ende, am Anfang rascher, dann langsamer, aber sie tun es bis auf den heutigen Tag: Inzwischen verdoppeln sich sich 1,7-mal so rasch wie am Anfang (Science, 14.11.). „Dieses Experiment bringt immer neue Überraschungen“, kommentiert Lenski, und er möchte gern, dass es fortgesetzt wird: „Wenn Sie jemanden kennen, der ein Eine-Million-Jahre-Experiment finanzieren würde, bringen Sie mich in Kontakt mit ihm.“ (jl)

Nota. 

Die Einsicht ist naturwissenschaftlich gar nicht hoch genug einzustufen: Es gibt für 'das Leben' kein Optimum! Man könnte auch sagen: Das Leben hat kein immanentes Maß. Das klingt noch pathetischer; und erinnert zugleich daran, dass die Vorstellung von einem Zweck der Natur eine heuristische Fiktion ist; weiter nichts.
JE