Donnerstag, 28. November 2013

Nachäffen.

aus Die Presse, 28. 11. 2013                                                         Nicole Lünz  / pixelio.de


Wir imitieren die anderen – um jeden Preis
Das Nachäffen ist eine rätselhafte Verhaltensweise. Wir praktizieren sie auch zu unserem eigenen Schaden.

 

Was wir den Affen nachsagen, darin sind wir selbst Meister, wir äffen nach: Wenn wir einen gähnen sehen, gähnen wir, und wenn wir einen lachen sehen, lachen wir, vor allem, wenn es der Chef ist. Aber nicht nur, das Imitieren gehört zu unserer Natur, und in Fällen wie dem Gähnen oder Lachen dient es vermutlich dem sozialen Zusammenhalt. Aber auf solche Fälle ist es nicht beschränkt, das zeigte sich etwa, als Richard Cook (University College London) 2011Testpersonen zum Handgestenspiel „Schere, Stein, Papier“ animierte. Dabei ist das Imitieren des Gegners nicht die optimale Strategie, und doch zuckten die Hände häufig so (Proc. Roy. Soc. B, 279, S. 780). Na ja, vielleicht dachten sich die Probanden doch etwas dabei!

Selbst Geldverlust schreckt nicht ab

Deshalb hat Marnis Naber (Harvard) nun andere Testpersonen zu einem anderen Spiel eingeladen, da ging es nicht gegeneinander, da ging es um die Wette: Auf einem PC-Schirm tauchten bunte Punkte auf, jede Farbe hatte einen anderen Wert. Die Spieler sollten mit einem Stift möglichst rasch auf möglichst viele bzw. wertvolle zeigen – es ging um echtes Geld –, und sie sollten einander dabei nicht ins Gehege kommen, je zwei saßen vor dem gleichen PC. Das Imitieren stellte sich rasch ein, wieder gegen die Interessen der Spieler: Der jeweils raschere passte seine Geschwindigkeit an die des langsameren an, auch die Entfernungen, über die hin er noch zu wertvollen Punkten deutete.

Das wiederholte sich, als es nur einen wirklichen Spieler gab und der andere instruiert war, in den ersten zwei Runden rasch und weit zu zeigen, in den nächsten zwei langsam und nicht weit. Wieder folgte der andere. Das tat er partiell sogar noch dann, wenn der Mitspieler ein Computer war (Pnas, 26. 11.). Wie das zugeht, ist rätselhaft, und wo es zugeht, war auch schon klarer: Lange setzte man auf ganz besondere Hirnzellen, auf sie war man per Zufall gekommen, als ein Forscher seinen Versuchstieren, Rhesusaffen, zum Spaß die Zunge herausstreckte. Sie streckten ihm ihre auch heraus. Das führte man auf „Spiegel- neuronen“ zurück, sie hatten eine regelrechte Hausse. Inzwischen haben sich allerdings die Zweifel daran gemehrt, ob es sie überhaupt gibt.

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