Freitag, 21. Februar 2014

Open access: Wissenschaft ist öffentliches Wissen.

aus derStandard.at, 20. Februar 2014, 17:54

Offene Türen zu neuen Erkenntnissen
Immer mehr Verlage starten Open-Access-Journale für den Gratiszugang zu wissenschaftlichen Publikationen

Die ehrwürdige Londoner Royal Society ist endgültig in der Gegenwart angekommen: 349 Jahre nach der Gründung von Philosophical Transactions, des ersten wissenschaftlichen Fachmagazins, das Forschungsarbeiten nach Begutachtung durch Kollegen (Peer- Review) veröffentlicht, geht sie mit dem Open-Access-Journal Royal Society Open Science online. Naturwissenschafter und Mathematiker sollen hier wie gehabt ihre Arbeiten einreichen können. Der Unterschied zu den übrigen Fachmagazinen der alten Gelehrtengesellschaft: Niemand muss für den Zugang zum veröffentlichten Paper zahlen.

Forschung wird meist von der öffentlichen Hand finanziert. Vor diesem Hintergrund wurde der Ruf nach freiem und kostenlosem Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen in den letzten Jahren immer lauter. Für die Publikation von Forschungsergebnissen, die im neuen EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 erzielt werden, wurde kürzlich sogar eine Verpflichtung zu Open Access festgeschrieben.



Dabei gibt es zwei Kategorien: Bei Green Open Access publizieren Wissenschafter nach wie vor in klassischen Zeitschriften wie Nature oder Science. Die meisten Verlage lassen es dann zu, dass eine inhaltlich, aber nicht grafisch idente Kopie des Artikels nach einer Embargofrist von bis zu zwölf Monaten in frei zugänglichen institutionellen Archiven deponiert wird. Gold Open Access ist dagegen nichts anderes als ein Fachmagazin, das alle Artikel frei zugänglich macht - wie etwa PLoS One oder eben Royal Society Open Science. Auch die Herausgeber des Fachmagazins Science haben kürzlich eine Open-Access-Schwester des renommierten Fachblatts angekündigt: Science Advances soll 2015 erscheinen.

Pilotprojekt mit Zukunft

Der Trend ist deutlich: Bereits 20 Prozent aller Fachartikel werden in Open-Access-Zeitschriften publiziert. Rechnet man Green Open Access dazu, sind es schon deutlich mehr. Diese Eigenarchivierung unterstützt nun auch das IST Austria in Maria Gugging mit einer eigenen Richtlinie. IST-Chef Thomas Henzinger will sichergehen, dass "die Ergebnisse unserer Forschung einem möglichst großen Publikum zur Verfügung gestellt werden". Wie reagieren die großen Wissenschaftsverlage wie Elsevier, Wiley, Springer oder Taylor & Francis auf diesen Trend? Da sie in den letzten Jahren mit ihren kostenpflichtigen Zeitschriften Milliardengewinne einfahren konnten, sind sie naturgemäß wenig erfreut. Mittelgroße Verlage wie Institute of Physics (IOP) scheinen sich eher zu Lösungen bereit zu erklären, sagt Falk Reckling, Open-Access-Experte beim Wissenschaftsfonds FWF. In einem Pilotprojekt haben das IOP, der FWF und das österreichische Bibliothekenkonsortium eine Variante erarbeitet, die Zukunft haben sollte.

Fachartikel, die aus FWF-Projekten hervorgehen und in Zeitschriften von IOP erscheinen, können auf Wunsch der Wissenschafter Open Access gestellt werden. Die Kosten übernimmt der FWF. Die Kosten für Open Access, die dem FWF entstehen, werden den österreichischen Forschungsstätten wiederum von den Subskriptionspreisen für Magazine von IOP abgezogen. "Damit werden die Artikel frei zugänglich, ohne dass für das Wissenschaftssystem Mehrkosten entstehen", sagt Reckling. Die Max-Planck-Gesellschaft, die Los Alamos National Laboratories sowie britische und niederländische Bibliothekenkonsortien haben bereits Interesse an dem Modell angemeldet. (pi)

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