Dienstag, 17. September 2013

Glückliches Russland.

aus tagesschau.de                                                                                                          Kant, aus Opus postumum

 

Kant - eine Gefahr für Leib und Leben


Über die Ansichten von Philosophen streiten die Menschen, seitdem es diese Geisteswissenschaftler gibt - meist mit Verstand und Vernunft. Von Letztgenannter wurden zwei Russen offenbar komplett verlassen, als sie einen Disput über ein Werk des Aufklärungsphilosophen Immanuel Kant führten.

Von Bernd Großheim, ARD-Hörfunkstudio Moskau

"Wir dürfen uns nicht einander lästig werden; die Welt ist groß genug für uns alle." Diesen Lehrsatz schrieb der berühmte Philosoph Immanuel Kant 1803 in seinem Werk "Über Pädagogik".

210 Jahre später ignorierten zwei russische Kant-Liebhaber dieses Motto vollends, als sie sich in einem Geschäft in Rostow am Don nicht besonders großmütig aufführten. Der genaue Inhalt ihres Gesprächs ist unbekannt. Thema war aber der in Königsberg geborene und in Russland hochbeliebte Philosoph.

Beide russische Kant-Anhänger gehörten offenbar unterschiedlichen Schulen an, denn schnell war man sich uneins. Das Gespräch wurde lauter. Hätte Kant zugehört, mochte er gerufen haben: "Sapere Aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"

Fehlende Argumente, fliegende Fäuste

Den Kontrahenten im philosophischen Wettstreit, zumindest einem der Beiden, gingen aber die Argumente aus. Die Fäuste begannen zu fliegen.

Kant hat einmal gesagt: "Irrtümer entspringen nicht allein daher, weil man gewisse Dinge nicht weiß, sondern weil man sich zu urteilen unternimmt, obgleich man noch nicht alles weiß, was dazu erforderlich ist." In vielen Dingen lag Kant richtig, vielleicht ja auch hier.

Ein Schuss, ein Knall, ein Verletzter

Der Kampf um die Deutungshoheit in dem Geschäft im südlichen Russland wurde hitziger. Der aggressivere der beiden Kant-Kämpfer zog eine Waffe.

"Ob aber der Mensch nun von Natur moralisch gut oder böse ist? Keines von beiden, denn er ist von Natur gar kein moralisches Wesen", hätte der große Philosoph möglicherweise entgegnet. Der Mann drückt ab, der Knall einer Schreckschusspatrone bildet den akustischen Höhepunkt des Disputs. Der Kontrahent des Schützen wird - am Kopf verletzt - in ein Krankenhaus gebracht.


Was war nochmal der Mangel an Urteilskraft?


Dem Schützen ins Gefängnis von Rostow am Don mitgeben kann man einen Satz aus der "Kritik der reinen Vernunft": "Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen."


Stand: 17.09.2013 08:59 Uhr

Nota. 

Wohl dem Land, wo solcher Streit möglich ist - bis aufs Blut! Im  Land der Dichter und Denker ganz unvorstellbar. Dort kennen selbst Philosophiestudenten den Mann kaum noch dem Namen nach.
J.E.

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