Freitag, 12. August 2016

Schizophrenie sitzt im Hippocampus (unter anderm).


aus nzz.ch,  10.8.2016, 11:38 Uhr                                       Die Lage des Hippocampus (rot) im Gehirn  

Bei einer Schizophrenie sind bestimmte Hirnstrukturen verändert. Dies geschieht offenbar schon vor der Erkrankung.

lsl. / (sda) Schizophrene Psychosen sind eine Gruppe psychiatrischer Erkrankungen, die durch Wahnvorstellungen und Halluzinationen geprägt sind. An der Entstehung sind wahrscheinlich biologische, soziale und Umweltfaktoren beteiligt. Bei den Patienten sind bestimmte Hirnstrukturen verändert. Bisher war unklar, ob diese Veränderungen die Ursache oder die Folge der Psychose beziehungsweise der Medikation sind, wie die Universität Basel mitteilte.

Um diese Frage zu klären, untersuchte eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Fabienne Harrisberger und Stefan Borgwardt die Hirnstruktur von Personen, bei denen sich eine Psychose zum ersten Mal manifestierte und solchen, mit einem hohen Risiko, bei denen erste Anzeichen von Wahrnehmungsveränderungen auftraten.

Veränderungen sind keine Folge der Medikamente

Die Hochrisikopatienten wiesen bereits vor einer ersten akuten Psychose ähnliche Veränderungen wie die akut psychotischen auf: Das Volumen des Hippocampus – einer wichtigen Schaltzentrale des Gehirns – war bei ihnen kleiner als bei Gesunden, wie die Forscher im Fachjournal «Translational Psychiatry» berichten. Die Veränderungen scheinen somit nicht die Folge der Erkrankung beziehungsweise der Medikation zu sein.

Ausserdem untersuchten die Forschenden, ob für eine Schizophrenie bekannte Risiko-Gene mit der veränderten Hirnstruktur zusammenhängen. Tatsächlich ergab die Analyse, dass das Volumen des Hippocampus umso kleiner war, je mehr Risiko-Gene die Person aufwies.

Keine Vorhersage möglich

Das könnte darauf hinweisen, dass die Risiko-Gene direkt die Hirnstruktur beeinflussen; ein solch direkter Zusammenhang lasse sich aus den Resultaten allerdings nicht ableiten, erklärte Borgwardt. Auch Umweltfaktoren können das Volumen des Hippocampus beeinflussen.

Keiner der bekannten Risikofaktoren, wie bestimmte Genvarianten oder ein schwieriges soziales Umfeld, sei dazu geeignet, den Ausbruch einer Psychose vorherzusagen, schrieb die Universität Basel. Gleiches gilt für den verkleinerten Hippocampus. Für die Therapie könnte die Erkenntnis aber dennoch von Bedeutung sein.

«Es ist durchaus denkbar, dass Personen mit einem kleinen Hippocampus anders auf Therapien ansprechen als Personen, bei denen der Hippocampus normal ausgeprägt ist», liess sich Borgwardt in der Mitteilung zitieren. Dies wollen er und seine Kollegen in weiteren Studien untersuchen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen