Freitag, 9. August 2013

Landschaft als Zierat.

aus NZZ, 9. 8. 2013

Kunstvoll gefasste Landschaften
 
Eine Ausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim im Reuchlinhaus

von Karin Leydecker · Zum Thema «Landschaft» als Motiv kostbarer Schmuckkunst präsentiert das Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchlinhaus eine ebenso anregende wie faszinierende Zeitreise vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Unter dem Titel «Schöne Aussichten» entfaltet jede Epoche vor ihrem gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund ein anderes Bild von Landschaft: Zunächst tritt sie, etwa auf gotischen Heiligendarstellungen, nur zaghaft ins Bild, dann wird die «schöne» Landschaft von der Renaissance an ein Wert an sich - eine Entwicklung, die derjenigen in der Malerei mit nur geringer Verzögerung folgte.


Das Mittelalter zeigte himmlische Paradiesgärtlein auf reich verzierten Medaillons, das Rokoko zauberte auf Broschen und Ringen reizvolle Schäferszenen, und das Biedermeier erfreute sich an detailreichen Landschafts- und Stadtansichten. Die Romantik liebte stimmungsvolle Seelenlandschaften im Geist der Empfindsamkeit. Typisch für diese Zeit sind Ringe mit Landschaftmotiven als Symbol innerer Verbundenheit mit einem Menschen. Ein sehr schönes Beispiel dafür ist in der Ausstellung ein in Schwarz-Gold gefasster Trauerring (1799) aus dem Historischen Museum Basel. Prächtiger Höhepunkt der Schau sind die reichen, floral inspirierten Exponate des Jugendstils - phantasievolle avantgardistische Meisterwerke im Geist des Fin-de-Siècle von René Lalique, Georges Fouquet und Lluis Masriera.

 
Die zeitgenössischen Schmuckarbeiten entfernen sich vom Abbild der Natur und spielen dank breiter Materialpalette reizvoll mit Assoziation und Metapher in der Auseinandersetzung mit Umwelt und Natur. Neuste Arbeiten reflektieren Landschaft als eigenständiges ästhetisches Erlebnis und ohne Angst vor dem vermeintlich «Hässlichen». - Als Ergänzung zur Schmuckausstellung präsentiert der Kunstverein Pforzheim im Reuchlinhaus unter dem Titel «Ansichtssache Landschaft» unterschiedliche Positionen zeitgenössischer Künstler zum Thema Landschaft.

Bis 13. Oktober im Schmuckmuseum Pforzheim und im Kunstverein. Zu beiden Ausstellungen erscheinen Kataloge im August.

   Rainer Maria Matysik
Nota. 

Meine Bildersuche im Internet verlief enttäuschend. Was die Rezensentin beschreibt, konnte ich nicht wiederfinden. Da ist die Landschaft nie Gegenstand, sondern höchstens Rahmen und Hintergrund. Irgendwelche Parallelen zur Landschaftsmalerei kann ich nicht erkennen.
J.E.

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