Samstag, 7. Dezember 2013

Eintracht schadet.

aus derStandard.at, 4. 12. 2013                                         S. Hofschlaeger, pixelio.de

Streit führt zu besseren Entscheidungen als Einklang
Forscher widmeten sich der Entscheidungsfindung bei Tieren, die in sozialen Gruppenverbänden leben

Berlin - Interessenkonflikte werden in Untersuchungen zum Thema Schwarmintelligenz nicht ausreichend als Faktor berücksichtigt, fand eine deutsch-englische Forschergruppe und stellte genau diesen Aspekt in den Vordergrund. Und es scheint sich sogar um einen ausgesprochen konstruktiven Faktor zu handeln, wie das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) berichtet.

Wissenschafter des MPIB und der London School of Economics werteten für ihre Metastudie Daten von Tieren aus, die in sozialen Gruppenverbänden leben - wie etwa Erdmännchen. Die Auswertung der Daten zeigte eine klare Tendenz: Wenn unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, führt dies letztlich zu einem für die gesamte Gruppe besseren Ergebnis. Ein Beispiel ist die Futtersuche: Auf der Suche nach Nahrung wählen Gruppen mit unterschiedlichen individuellen Interessen zuverlässiger die reichhaltigeren Futterplätze aus als Gruppen mit vollkommen übereinstimmenden Interessen.

Besser unterschiedliche Fehler als einer, den alle machen

Ein von den Wissenschaftern entwickeltes Entscheidungsmodell demonstriert, wie es dazu kommt. Individuen in einer Gruppe mit unterschiedlichen Interessen machen weniger häufig die gleichen Fehler, stattdessen begehen sie unterschiedliche. Das klingt im ersten Augenblick wie ein Nullsummenspiel, doch heben die unterschiedlichen Fehler einander in einer kollektiven Entscheidung auf, während gleiche sich hochschaukeln - bis hin zu einem ungünstigen Ergebnis.

Voraussetzung für das Funktionieren einer solchen konfliktären Entscheidungsfindung ist jedoch das Vorhandensein eines Grundkonsenses, der von Streitfragen im Detail unberührt bleibt. Die einzelnen Tiere müssen ein gemeinsames Hauptziel verfolgen, wie zum Beispiel die Futtersuche oder den Schutz vor möglichen Angreifern. Und über allem steht das Interesse aller, dass die Gruppe zusammenbleibt. (red.)
 

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