Orrorin tugenensis: Einer der ersten Zweibeiner
US-Forscher analysierten Oberschenkelknochen eines sechs Millionen Jahre alten Homininen
London - Orrorin tugenensis heißt er in der Taxonomie, "Millennium Man" - wegen seiner Entdeckung im Jahr 2000 in Kenia - in den Medien. Dabei handelte es sich um einen vor rund sechs Millionen Jahren lebenden Menschenaffen aus der Gruppe der Homininen: Also jenem Entwicklungszweig, dem wir und unsere Vorfahren sowie einige andere ausgestorbene Spezies angehören. Die Vorfahren von Schimpansen und Gorillas zählen nicht zu den Homininen, sondern bilden einen parallelen Zweig.
Orrorin lebte in geringem zeitlichem Abstand zu dem Abschnitt, als sich diese beiden Zweige noch nicht voneinander getrennt hatten. Die Analyse eines Orrorin-Oberschenkelknochens durch US-Wissenschafter zeigte denn auch Merkmale, die "zwischen" denen von ausgestorbenen Menschenaffen und Frühmenschen liegen. Ihre Ergebnisse stützten die These, dass Orrorin einer der ersten Zweibeiner gewesen sei, berichten die Forscher im Fachjournal "Nature Communications".
Die Analyse
Die Wissenschafter um Sergio Almecija vom Stony Brook University Medical Center in New York wählten den am besten erhaltenen Oberschenkelknochen "BAR1002'00" aus den bisher gefundenen Orrorin-Fossilien für ihre Analyse. Sie verglichen 13 markante Merkmale mit denen bei Menschen und Menschenaffen sowie bei Fossilien früher Affen- und Homininenspezies aus dem Miozän (vor ca. 23 bis 5 Millionen Jahren).
Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass sich der Mensch nicht direkt aus Orrorin entwickelte - wie von den Entdeckern zunächst angenommen. Die frühesten Homininen seien wahrscheinlich primitive Zweibeiner gewesen, die vor rund sechs Millionen Jahren aus einer afrikanischen Affenart hervorgingen. Forscher gehen derzeit überwiegend davon aus, dass Orrorin zwar noch auf Bäume kletterte, sich am Boden aber vor allem auf zwei Beinen fortbewegte.
Komplizierter Stammbaum
Ihre Studie zeige, wie wichtig es sei, beim Studium des aufrechten Ganges auch ausgestorbene und nicht nur die heute lebenden Menschenaffenspezies einzubeziehen, schreiben die Forscher. Es wäre ein Fehler, sich die letzten gemeinsamen Vorfahren von Menschen und heutigen Menschenaffen allzu schimpansenähnlich vorzustellen.
Einige Affenarten des Miozän, als die Vielfalt an Menschenaffenarten viel größer war als heute, seien deutlich besser geeignet, eine Stufe des Stammbaums zu repräsentieren, aus dem sich die Homininen entwickelten. (APA/red.)
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