Mittwoch, 16. Oktober 2013

Sapiens quia faber.

aus Der Standard, 7. Oktober 2013, 14:52

Werkzeuggebrauch schärft die Intelligenz
Wiener Forscher untersuchten Zusammenhang zwischen Werkzeuggebrauch und technischem Verständnis bei verschiedenen Krähenarten

Wien - Werkzeuge zu benutzen und herzustellen fordert Motorik und Gehirn. Deshalb nimmt man an, dass der Werkzeuggebrauch des Menschen die kognitive Evolution begünstigt haben könnte. Die Herausforderungen, die der Gebrauch von Hilfsmitteln stellt, könnten ein wichtige evolutionäre Rolle spielen. Forscher vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien testeten diese gängige Hypothese nun in einer Studie.

Die Wissenschafter um Sabine Tebbich verglichen über fünf Jahre kognitive Leistungen verschiedener Krähenarten miteinander. Das Ergebnis: Krähen, die in der Natur Werkzeuge verwenden, schneiden bei technischen Aufgaben besser ab als ihre Verwandten, die dies nicht tun. Bei Aufgaben, für die kein technisches Geschick notwendig war, zeigten sich jedoch alle Arten gleich intelligent, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Philosophical Transactions of the Royal Society B".

Die Wissenschafter stellten Neukaledonienkrähen, Galápagos-Finken sowie Raben- und Nebelkrähen verschiedene Aufgaben, mit denen sie an Futter kommen konnten. Neukaledonienkrähen und Galápagos-Finken verwenden in ihrem natürlichen Lebensraum verschiedene Gegenstände als Werkzeuge, um beispielsweise Larven aus Baumlöchern zu stochern. Raben- und Nebelkrähen hingegen benutzen in der Natur keine Werkzeuge. Der Versuch sollte zeigen, ob Werkzeug gebrauchende Tiere ein besseres Verständnis für technische Dinge haben.

Bessere Lernfähigkeit

Bei einer der Aufgaben sollten die Vögel an einem von zwei Haken ziehen. Einer der Haken war mit einem Stück Futter verbunden, das die Tiere durch ziehen erreichen konnten. Zogen sie am anderen Haken, der nicht mit Nahrung verbunden war, gingen sie leer aus. Keine von sieben Raben- und Nebelkrähen schaffte es, mehrmals hintereinander am richtigen Haken zu ziehen, sie kamen offensichtlich nicht dahinter, wie das System funktionierte. Die Neukaledonienkrähen und die Galápagos-Finken schnitten bei dieser Aufgabe deutlich besser ab. Fünf von acht Neukaledonienkrähen sowie acht von zwölf Galápagos-Finken lernten, dass sie nur an das Futter kamen, das mit dem Haken verbunden war.

Ging es hingegen darum sich zu merken, ob Futter unter einem blauen oder orangen Deckel versteckt war, schnitten alle Tiere gleich ab. Auch bei der Aufgabe, eine einfache Klappe zu öffnen, konnten keine relevanten Unterschiede festgestellt werden. Insgesamt spreche das Ergebnis dafür, dass sich die geistigen Fähigkeiten der Vögel durch den Werkzeuggebrauch verändert haben, so die Forscher. (red/APA


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