"ZIP-Dateien" im Gehirn spielen wichtige Rolle für Langzeitgedächtnis
Wiener Wissenschafter klärten wesentlichen Mechanismus für Merkfähigkeit
Wien/Oxford - Erst wenn Gespeichertes im Gehirn oftmals in Erinnerung gerufen wird, wird es sicher im Langzeitgedächtnis verankert. Dieses Wiederholen kann auch unbewusst im Schlaf erfolgen. Wissenschafter des Zentrums für Hirnforschung der MedUni Wien haben gemeinsam mit Kollegen aus Oxford in Großbritannien dazu jetzt einen wichtigen Mechanismus klären können: Das Abspielen von komprimierten Informationsinhalten im Tiefschlaf wird durch einen speziellen Neuronentyp in Gang gesetzt.
"Es gibt bei der EEG-Ableitung (Messung der Gehirnströme; Elektroenzephalogramm; Anm.) im Tiefschlaf das Phänomen von sogenannten Ripple-Komplexen. Das sind hochfrequente Hirnwellen, die nur eine Zehntelsekunde dauern", sagte Thomas Klausberger, einer der Studienautoren. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten wurden vom Fachjournal "Nature Neuroscience" publiziert.
Rasches Abspielen von Erinnerungen
Die Wissenschafter fanden nun heraus, dass diese hochfrequenten Wellen von einem ganz speziellen Neuronentyp, den Axo-axonischen Zellen, initiiert werden. Diese Axo-axonischen Zellen wirken dämpfend auf die Aktivität im Gehirn. Im Tiefschlaf können sie allerdings plötzlich und konzertiert ihre Dämpfung für kurze Zeit stoppen. Dadurch starten sie die hochfrequenten Ripple-Komplexe und das rasche Abspielen von Informationen. Dieser Vorgang erfolgt aber in komprimierter Form, man könnte sich das wie ZIP-Dateien in der EDV vorstellen.
Die Wiener Wissenschafter wollen auf den nun publizierten Erkenntnissen aufbauend klären, welche der unzähligen vorhandenen Informationen vom Gehirn als relevant ausgewählt, zu "ZIP"-Dateien verpackt und ins Langzeitgedächtnis überführt werden. Möglicherweise spielt dabei auch das Dopamin-System eine Rolle. (APA/red)
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