Mittwoch, 6. November 2013

Mathematik kommt aus der Kälte.

aus NZZ, 6. 11. 2013                                                                    Samuel G., pixelio.de


Mathematik als Thriller

gsz. · Mathematik erscheint vielen Menschen als kalt und abstrakt. Der österreichische Mathematik- professor Rudolf Taschner hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, das Gegenteil zu beweisen. Mit seinem neuesten Buch, «Die Zahl, die aus der Kälte kam», wird es ihm wohl gelingen, so manchen skeptischen Leser zu bekehren. Taschner, der schon mit mehreren Büchern über Mathematik Erfolge feiern konnte, leitet zusammen mit seiner Frau das Projekt «math.space» im Wiener Museumsquartier. Die Mathematik wird dort als Kulturgut gefeiert, das wie andere Kulturgüter gepflegt werden muss.

Rudolf Taschner: Die Zahl, die aus der Kälte kam.  
Wenn Mathematik zum Abenteuer wird. 
Carl-Hanser-Verlag, München 2013, 243 S.,
Fr. 31.90.

Aber Mathematik ist auch Macht. Wer sie beherrscht, kann so manche Auseinandersetzung gewinnen. Laut Meinung von Historikern konnte zum Beispiel der Zweite Weltkrieg durch die Dechiffrier-Künste des britischen Nachrichtendienstes um ein bis zwei Jahre verkürzt werden. Wie Verschlüsselungsmethoden funktionieren und wofür sie benutzt werden, beschreibt Taschner in einer auch für Laien nachvollziehbaren Weise. Die dahinterstehende Mathematik erläutert er in Fussnoten.

Taschner holt weit aus und präsentiert Kapitel zur künstlichen Intelligenz, zum Begriff der Unendlichkeit, zum Zinseszins, zu den Anfängen der mechanischen und elektronischen Rechenmaschinen und vielem mehr, immer eingebettet in unterhaltsame Erzählungen. Wie der Titel erahnen lässt, liest sich das Buch teilweise wie ein Schmöker von John le Carré. Getreu seiner Überzeugung, dass Mathematik nicht nur ein kaltes Werkzeug sondern ein Kulturgut ist, schlägt Taschner Brücken zu Geisteswissenschaften, Literatur und Kunst.

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