Unbekannter Effekt richtet planetarische Nebel gleich aus
Forscher stoßen auf bislang ungeklärtes Phänomen in der zentralen Ausbuchtung der Milchstraße
Heidelberg - Wenn ein Stern am Ende seiner Entwicklung seine Gashülle abstößt, bleibt diese für kurze Zeit - einige zehntausend Jahre lang - als sogenannter planetarischer Nebel erhalten. Der Name rührt daher, dass es sich oft um kugelförmige Objekte handelt und diese in frühen Teleskop-Beobachtungen fälschlich für Planeten gehalten wurden.
Aber nicht alle dieser Objekte sind sphärisch - bipolare planetarische Nebel bilden Strukturen, die optisch eher an Sanduhren oder Schmetterlinge erinnern. Von einer überraschenden Entdeckung zu dieser Untergruppe von Nebeln berichtet nun das Max-Planck-Institut für Astronomie: Irgendein bislang nicht geklärter Effekt führt offenbar dazu, dass eine große Zahl dieser Nebel dieselbe Ausrichtung hat. Festgestellt wurde dies bei der Untersuchung von 130 planetarischen Nebeln in der zentralen Ausbuchtung unserer Milchstraße (dem "Bulge") mit dem New Technology Telescope (NTT) der ESO und dem Hubble-Teleskop.
Überraschender Befund
Diese Anordnung ist insofern bemerkenswert, als all diese Nebel nichts miteinander zu tun haben. Räumlich und zeitlich voneinander getrennt, haben sie jeweils ihre ganz individuelle Entstehungsgeschichte. Wechselwirkungen zwischen den Sternen, die diese Nebel gebildet haben, gibt es, soweit bekannt, nicht.
"Das ist ein wirklich überraschender Befund und, wenn er sich bewahrheitet, ein sehr wichtiger", sagt Bryan Rees von der University of Manchester. "Viele dieser geisterhaften Schmetterlinge scheinen ihrer Längsachse nach entlang der Ebene unserer Milchstraße ausgerichtet zu sein. Die Ausrichtung, die wir für diese bipolaren Nebel beobachten, deutet darauf hin, dass an Sternsystemen innerhalb des Bulge irgendetwas skurril ist. Damit sie sich so aufreihen, wie wir das beobachten, muss die Rotation der Sternsysteme, die sie gebildet haben, senkrecht zu den interstellaren Wolken gewesen sein, aus denen sie entstanden sind. Was sehr merkwürdig ist."
Nota.
Daran hat sich die Astrophysik gewöhnt, dass sie, je tiefer sie in die Dinge Einblick nimmt, immer mehr Phänomene findet, die aus den bislang als unerbittlich geltenden Naturgesetzen ausbrechen. Dass sie nun eine Gesetzlichkeit entdeckt, die augenscheibnlich zu gar nichts gut ist, ist eine unerwartete Erweiterung des Problemhorizonts.
J.E.
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