Offenbar beide menschlichen Gehirnhälften am Sprechen beteiligt Untersuchung mittels Elektrokortikografie bringt neue Erkenntnisse zur Sprachverarbeitung
Paris - Anders als bisher weithin angenommen, sind beim menschlichen Sprechen beide Gehirnhälften involviert - nicht nur die dominante. Das ist das Ergebnis einer Studie, die aktuell im Fachblatt "Nature" veröffentlicht wurde.
Wissenschafter der Universität New York untersuchten mittels Elektroden die neuronale Aktivität von 16 Epilepsie-Patienten. Sie nutzten dazu ein Verfahren, das bei Patienten mit schwerer Epilepsie vor chirurgischen Eingriffen angewendet wird: Die sogenannte Elektrokortikografie (ECoG). Dabei liegen die Elektroden nicht, wie bei der Elektroenzephalografie (EEG) außen auf der Schädeldecke, sondern direkt auf der Gehirnoberfläche. Die neuronale Aktivität kann damit wesentlich exakter gemessen werden als etwa mit 3D-Scans.
Tests mit Fantasiewörtern
Die Patienten mussten frei erfundene Wörter wie "pob" oder "kig" sagen, damit nur jene Hirnregionen aktiviert werden, die für das Aussprechen genutzt werden, nicht aber für Sprache. Da die Wortkonstrukte keine Bedeutung hatten, wurden andere Hirnregionen aktiviert als jene, die für die Sprache genutzt werden - wenn Wörter also verstanden und Sätze gebildet werden müssen. Die Tests zeigten, dass Regionen in beiden Gehirnhälften bei der Aussprache der erfundenen Wörter genutzt wurden.
Die neuen Erkenntnisse würden den bisherigen Kenntnisstand umwerfen, so der Neurologe Bijan Pesaran. "Wir können dadurch neue Behandlungsmethoden entwickeln, um Menschen zu helfen, die ihre Fähigkeit zu Sprechen nach einem Schlaganfall oder Verletzungen mit einer Schädigung des Gehirns verloren haben." (APA/red)
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