Donnerstag, 16. Juni 2016

Die Katze und die Kant'schen Kategorien.

Katzen verraten ihr Erstaunen durch längeres Hinschauen, wenn etwas scheinbar Unmögliches passiert.

Eine britische Studie hat ergeben, dass die sensationell aufgebauschten und voreiligen Berichte über neueste Forschungsergebnis durchaus nicht auf das Konto der Wissenschaftsjournalisten, sondern auf das der veröffentlichenden Institute selbst zurückgeht. Aber einen seriösen Wissenschaftsjournalisten erkennt man darin, dass er nicht jedem frechen Bluff auf den Leim geht. Auch scinexx würde sich nichts vergeben, wenn es sich bei Meldungen wie der folgenden zurückhielte:


aus scinexx

Katzen verstehen Grundprinzipien der Physik

Experiment belegt instinktives Verständnis von Ursache und Wirkung

Der Blick verrät es: Wenn Katzen etwas physikalisch Unmögliches beobachten, stutzen sie und schauen länger hin. Dies zeigt, dass sie bestimmte Erwartungen darüber haben, was in der realen Welt vorkommen kann und was nicht, wie ein Experiment belegt. Instinktiv begreifen die Samtpfoten demnach, dass beispielsweise aus einem leeren Behälter kein Objekt herausfallen kann und dass ein klappernder Behälter wahrscheinlich gefüllt ist.
Katzen gehören bei uns zu den beliebtesten Haustieren. Im Gegensatz zu Hunden aber sind sie nur halb domestiziert und haben einen ausgeprägten Sinn für Unabhängigkeit. Klar ist, dass die samtpfotigen Räuber ziemlich intelligent sind – vor allem wenn es ums Fressen und die Beute geht.

Fällt etwas heraus?

Ob Katzen gerade bei der Beutejagd auch grundlegende Gesetzte der Physik instinktiv verstehen, haben nun Saho Takagi von der Universität Kyoto und seine Kollegen untersucht. Ihre erste Frage: Verstehen Katzen, dass ein Behälter, der beim Schütteln klappert, ein Objekt enthält? Die zweite Frage: Wenn man den Behälter auskippt, erwarten die Katzen dann, dass der versteckte Gegenstand durch die Schwerkraft herausfällt?
Um das zu testen, tricksten die Forscher ihre 30 Katzenprobanden aus: Das Klappern ihres geschüttelten Behälters kam von einem versteckten Lautsprecher. Dadurch konnten sie auch physikalische unmögliche Kombinationen vorführen: Ein Behälter klappert beim Schütteln, aber beim Umkippen kommt kein Objekt herausgefallen. Umgekehrt bleibt ein Behälter stumm, aber dennoch fällt hinterher etwas heraus.

Überraschter Blick

Die Reaktion der Katzen verriet ihre Erwartungen: Geschah etwas physikalisch eigentlich Unmögliches, schauten sie länger und intensiver hin als bei dem erwarteten Ausgang. Blieb beispielsweise das herausfallende Objekt bei einem zuvor klappernden Behälter aus, signalisierte ihr längerer Blick ihre Überraschung, wie die Forscher berichten. Ähnlich reagieren auch menschliche Säuglinge, wenn sie etwas Unerwartetes sehen.

"Katzen nutzen ein kausal-logisches Verständnis, um anhand von Geräuschen auf die Präsenz nicht sichtbarer Objekte zu schließen", sagt Takagi. Klappert der Behälter, muss etwas darin sein und dann auch herausfallen – so ihre instinktive Schlussfolgerung.

Verständnis von Ursache und Wirkung

Nach Ansicht von Takagi und seinen Kollegen spricht dies dafür, dass Hauskatzen instinktiv das Prinzip von Ursache und Wirkung verstehen. Sie "wissen", dass ein Objekt in einem geschüttelten Behälter ein Geräusch verursacht und dass es aus dem offenen Behälter herausfallen muss, wenn er umgestülpt wird. Und sie begreifen auch, dass ein leerer Behälter nicht spontan ein Objekt "gebiert".

Diese Fähigkeit haben die räuberischen Vorfahren der Katzen vermutlich entwickelt, weil sie in unübersichtlichem Gelände ihre Beute oft allein anhand von Geräuschen aufspüren müssen. Was dabei allerdings genau im Kopf der samtpfotigen Räuber vorgeht, müssen nun weitere Untersuchungen klären. (Animal Cognition, 2016; doi: 10.1007/s10071-016-1001-6)
(Springer Science and Business, 15.06.2016 - NPO)
Nota. - Was der S/R-Psychologe mühelos unter "lernen" rubrizieren würde, wird hier umstandslos mit "begreifen" identifiziert, was immerhin anklingen lässt, dass die possierlichen Tierchen (ich habe selber welche) über Begriffe verfügen; und in diesem Falle nichtmal nur über schlichte Erfahrungsbegriffe, sondern über jene Kant'sche Kategorie, deren Mysterien ihm den Zugang zur Tranzendentalphilosophie überhaupt erst eröffnet haben. Liebe Redakteure von scinexx, wenn ihr wirklich geglaubt habt, was ihr da veröffentlicht, dann hättet ihr es mit einem Donnerschlag gegen die große Glocke hauen müssen. Dass ihr das nicht getan habt, beweist nichts als... Gedankenlosigkeit. JE 

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