aus scinexx Pi als Farbencode
Irrational und transzendent
Die bewiesenen Eigenschaften von Pi
Was ist das Besondere an Pi? Und warum gibt sie
den Mathematikern noch immer Rätsel auf? Letztlich sind es vor allem
drei Eigenschaften, die die Kreiszahl auszeichnen. Zwei davon sind heute
mathematisch bewiesen und damit gesichert.
Pi ist irrational
Eine Eigenheit der Kreiszahl ist ihre Irrationalität. Das bedeutet, dass
Pi, im Gegensatz zu den meisten Dezimalzahlen, nicht als Bruch zweier
ganzer Zahlen darstellbar ist. Als Konsequenz hören ihre Dezimalstellen
nicht irgendwann auf, sondern setzen sich bis ins Unendliche fort. Dass
es überhaupt solche Zahlen gibt, entdeckten schon die alten Griechen.
Der Legende nach soll der Mathematiker Hippasos von Metapont sogar für
diese Entdeckung gestorben sein: Nachdem er festgestellt hatte, dass die
Wurzel aus zwei irrational ist, kam es zum Zerwürfnis mit seinem Lehrer
Pythagoras. Als er später im Meer ertrank, galt dies als göttliche
Strafe für seinen „Frevel“.
Ob es nun stimmt oder nicht – gegen die Erkenntnis, dass es diese
seltsamen, unendlich andauernden Zahlen gibt, half das jedenfalls
nichts. Euklid veröffentlichte im 4. Jahrhundert vor Christus den Beweis
der Irrationalität von Wurzel aus zwei in seinen „Elementen“, dem bis
ins 19. Jahrhundert hinein bekanntesten Lehrbuch der Mathematik. Die
Kreiszahl Pi allerdings musste noch bis zum Jahr 1761 warten, bis auch
ihre Irrationalität von Johann Heinrich Lambert belegt wurde.
Pi ist transzendent
Auch wenn es so klingt: Transzendenz bedeutet hier nicht, dass Pi in
irgendeiner Form esoterisch oder spirituell angehaucht sein könnte. Wenn
Mathematiker von Transzendenz sprechen, meinen sie Zahlen, die nicht
durch bestimmte algebraische Gleichungen beschreibbar sind. Oder, wie es
der Mathematiker Leonhard Euler 1748 in seinem Lehrbuch formulierte:
„Sie überschreiten […] die Wirksamkeit algebraischer Methoden.“
Mathematisch konkreter gesagt: Es gibt kein Polynom mit ganzzahligen
Koeffizienten, das Pi als Nullstelle hat. Salopp übersetzt heißt das im
Prinzip nichts anderes als dass eine „Quadratur des Kreises“ unmöglich
ist. Bei diesem klassischen Problem der Geometrie geht es darum, dass
auf einem gegeben Kreis ein Quadrat mit genau demselben Flächeninhalt
konstruiert werden soll. An dieser Aufgabe versuchten sich seit der
Antike immer wieder Mathematiker, aber auch Philosophen und andere
mathematische Laien – alle vergeblich. Denn mit Lineal und Zirkel ist
eine Lösung dieser auf den ersten Blick so einfach erscheinenden Aufgabe
nicht möglich, wie der deutsche Mathematiker Ferdinand von Lindemann
1882 bewies.
Wie normal ist Pi?
Rätsel um die dritte Eigenschaft der Kreiszahl
Die dritte große Eigenschaft von Pi gehört zu den
bis heute offenen Fragen der Mathematik. Es geht um die Normalität.
Normal ist eine Zahl im mathematischen Sinne immer dann, wenn alle
Ziffern und Ziffernblöcke in ihrer Zahlenfolge in absolut gleicher
Häufigkeit auftreten, und dies vollkommen zufällig verteilt. Das heißt,
keine der Zahlen von 0 bis 9 darf in den Nachkommastellen von Pi
häufiger oder weniger häufig vorkommen als eine andere.
Sind die Nachkommastellen von Pi wirklich absolut zufällig?
Selbst
vermeintlich ausgefallene Zahlengruppen wie 000000 oder 999999 dürfen
bei einer normalen Zahl nicht seltener auftreten als 123456 oder 314159.
Damit muss theoretisch auch jede belie
bige Zahlenkombination, sei es
eine Telefonnummer ein Geburtsdatum oder ein in Zahlen übersetzter Satz,
irgendwo in Pi enthalten sein. Tatsächlich kommt beispielsweise die
Zahlenfolge 01234567890 in den bisher bekannten Nachkommastellen von Pi
gleich mehrfach vor, das erste Mal ab der 53.217.681.704.Stelle. Die
ersten Ziffern von Pi, 314159265358, tauchen ebenfalls noch einmal auf,
allerdings erst nach der ein billionsten Stelle.
Die Bibel in Pi
Da die Dezimalstellen unendlich weitergehen, wäre es sogar möglich, dass
alle überhaupt in irgendeinem Zusammenhang existierenden Zahlen oder
auch umgerechneten Buchstabenkombinationen in Pi enthalten sind.
Konsequent zu Ende gedacht heißt das, dass theoretisch sogar alle Texte
der Bibel oder die Werke Goethes in codierter Form in Pi zu finden sind.
Frei nach dem Prinzip der unendlich lang tippenden Affen, die
irgendwann alle Werke Shakespeares durch Zufall erzeugen. Rein
mathematisch gesehen ist dieses Theorem längst eindeutig bewiesen – in
der Praxis aber wohl kaum nachvollziehbar.
Test der ersten 100 Millionen Dezimalstellen
Ob sich tatsächlich irgendwo in Pi sinnvolle Botschaft verbirgt und ob
die Zahlenfolge wirklich überall dem Gesetz der Normalität folgt, weiß
bis heute niemand. Im Jahr 2005 untersuchten die Physiker Ephraim
Fischbach und Shu-Ju Tu von der amerikanischen Purdue Universität die
ersten 100 Millionen Stellen von Pi auf ihre Zufälligkeit. Sie
verglichen sie zudem mit den Ergebnissen von kommerziell erhältlichen
Programmen zur Erzeugung von Zufallszahlen.
Tatsächlich konnten die Forscher kein verborgenes Muster oder eine
sonstige Regelmäßigkeit in den Dezimalstellen der Kreiszahl entdecken.
Zwar schnitten einige der Zufallsprogramme etwas besser ab als Pi, das
Fazit lautete aber dennoch: Pi ist in jedem Falle eine gute und
geeignete Quelle für Zufallszahlen. Bewiesen ist damit die Normalität
der Kreiszahl allerdings noch immer nicht.
Nota.
Mathematik gehört nicht zu meinen Stärken. Aber Pi war mir immer sympathisch - zuerst nur von meinem Temperament her, aber später als Erweis - na sagen wir, als Hinweis, dass die Welt eben doch nicht nach einem vernünftigen Plan von unten nach oben aufgebaut worden ist, weil anders der Mensch, der sie von oben nach unten durchleuchten muss, überall nur auf Regeln stoßen dürfte. Hätte der intelligente Designer das Quadrat aus dem Kreis oder den Kreis aus dem Quadrat konstruiert, müsste es uns gelingen, das eine aus dem andern oder das andere aus dem einen zu rekonstuieren.
Wenn aber irdischen Menschen die vollkommene Gestalt des Kreises und die vollkommene Gestalt nach Maßgabe der Schönheit "erschaut" haben, dann wäre es ein grotesker Zufall, wenn das gelänge. Wohlbemerkt: Zufälle sind möglich, und wenn Pi nicht wäre, wie es ist, wäre damit nichts bewiesen. Aber dass es so ist, wie es ist, ist ein... nun ja, ein klarer Hinweis darauf, dass, wenn die Welt von einem intelligenten Designer entworfen worden sein sollte, sie jedenfalls nicht nach den Sätzen der Mathematik konzipiert wurde; das Buch der Natur ist wohl eher in irgend einem Kauderwelsch verfasst.
JE
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