Donnerstag, 4. April 2019
Haben Gorillas eine Vorstellung vom Tod?
aus scinexx Gorillagruppe versammelt sich um einen Verstorbenen
Gorillas nehmen Abschied von ihren Toten
Trauernde Menschenaffen: Auch Gorillas verabschieden sich von ihren Toten. Wie Beobachtungen offenbaren, bleiben die Tiere dicht bei verstorbenen Artgenossen, berühren sie und pflegen deren Fell. Dabei zeigen sie dieses Verhalten nicht nur bei vertrauten Gruppenmitgliedern, sondern sogar bei Fremden. Dieser intensive Kontakt zu Verstorbenen könnte allerdings die Verbreitung von Krankheiten wie Ebola unter den Tieren fördern.
Der Mensch galt lange Zeit als einziges Wesen, das eine konkrete Vorstellung vom Tod hat und seine Verstorbenen nach festgelegten Ritualen verabschiedet. Zunehmend zeichnet sich jedoch ab, dass das nicht stimmt: Auch andere Tiere legen besondere Verhaltensweisen an den Tag, wenn ein Artgenosse von ihnen gegangen ist. Elefanten und Schimpansen scheinen nach dem Tod eines Gruppenmitglieds sogar regelrecht zu trauern: Sie bleiben in seiner Nähe, berühren es oder reinigen seinen leblosen Körper.
Enger Kontakt
Es offenbarte sich: Die Menschenaffen zeigten in der Nähe der drei Verstorbenen jeweils ganz ähnliche Verhaltensweisen. Sie setzten sich dicht an den leblosen Körper, betrachteten und beschnüffelten ihn. Darüber hinaus begannen manche Gorillas auch, das Fell des toten Artgenossen zu pflegen oder an seinem Körper zu lecken. Häufig blieb die Gorillagruppe mehrere Stunden oder sogar Tage ganz in der Nähe des toten Artgenossen.
Wie Porter und ihre Kollegen berichten, verbrachten im Fall der Berggorillas vor allem jene Individuen viel Zeit mit den Leichnamen, die eine besonders enge Beziehung zu den Toten gehabt hatten. So blieb ein eng mit dem Männchen verbundenes, männliches Jungtier ganze zwei Tage bei dem leblosen Körper und schlief sogar bei ihm. Der Sohn des verstorbenen Weibchens streichelte immer wieder ihr Fell und versuchte sogar an ihrer Brust zu säugen – obwohl er bereits abgestillt worden war.
Trauern wie Menschen
Diese Beobachtungen belegen, dass auch Gorillas intensiv trauern – ähnlich wie wir Menschen. Dabei verabschieden sie sogar verstorbene Nicht-Gruppenmitglieder auf ähnliche Weise wie ihnen vertraute Tiere: „Die Jungtiere und jungen Erwachsenen groomten den Leichnam von verschiedenen Seiten“, berichten die Forscher. „Die Silberrücken stupsten den Toten immer wieder an.“
„Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass der Mensch in seiner Fähigkeit zum Trauern nicht einzigartig ist“, konstatieren die Forscher. Und ähnlich wie bei uns spielt es für das Maß der Trauer eine wichtige Rolle, welche Beziehung die Toten zu Lebzeiten zu den Trauernden hatten. Je enger die Beziehung war, desto intensiver scheinen sich auch die Gorillas mit ihren Toten zu beschäftigen.
Risiko Krankheitsübertragung
Doch die Studie liefert nicht nur neue Erkenntnisse über die Art und Weise, wie die Menschenaffen mit dem Tod umgehen. Sie zeigt zudem ein Risiko auf, wie die Forscher betonen. Die genaue Inspektion von Leichnamen bedeutet nämlich eine potenzielle Ansteckungsgefahr. Waren die Toten mit gefährlichen Krankheitserregern infiziert, können sich trauernde Tiere anstecken und ebenfalls erkranken.
Der Kontakt zwischen infizierten Leichen und gesunden Individuen könnte demnach zur Verbreitung von Krankheiten wie Ebola beitragen, die bereits zahlreichen Gorillas in Zentralafrika das Leben gekostet haben. (PeerJ, 2019; doi: 10.7717/peerj.6655)
Quelle: PeerJ
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