Diese Bären kommunizieren wie wir Menschen über Gesichtsausdrücke
Die Kommunikation über Gesichtsausdrücke schrieben Forscher bisher nur uns Menschen, Gorillas und Hunden zu. Nun gesellt sich noch ein Tier in diese exklusive Runde: der Malaienbär – überraschenderweise, denn der Bär ist ein Einzelgänger.
Wenn wir Menschen miteinander kommunizieren, lassen wir auch unsere Gesichtsausdrücke sprechen. Dabei reflektieren wir die Mimik unseres Gegenübers wie ein Spiegel. Um dem anderen unsere Sympathie zu bekunden, Mitgefühl auszudrücken oder ihn zu bestätigen – aus welchem Grund auch immer –, ahmen wir die Gesichtsausdrücke meistens unbewusst nach.
Umso erstaunlicher, dass Wissenschaftler nun noch ein Tier mit dieser Fähigkeit entdeckt haben: den Malaienbär.
„Das Überraschendste ist, dass der Malaienbär kein soziales Tier ist. In der freien Wildbahn lebt er eher als Einzelgänger. Das deutet darauf hin, dass die Fähigkeit, über komplexe Gesichtsausdrücke zu kommunizieren, ein weitverbreitetes Merkmal unter Säugetieren sein könnte“, erläutert die Psychologin Marina Davila-Ross, die an der Universität von Portsmouth die Evolution der Kommunikation, Kognition und der Emotionen erforscht, in einer Pressemitteilung.
Malaien- oder auch Sonnenbären sind die kleinsten Bären der Welt. Sie erreichen eine Schulterhöhe von ungefähr 70 Zentimetern, werden also in etwa so groß wie ein Rottweiler oder Dobermann. Die nachtaktiven Allesfresser leben in den tropischen Regenwäldern Südostasiens. Malaienbären sind zwar nicht völlig unsozial, aber sie ziehen doch am liebsten alleine umher.
Davila-Ross und ihre Kollegen haben für ihre Studie zwei Jahre lang 22 Sonnenbären beobachtet. Die Tiere im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren leben in Waldgehegen in einem Naturschutzzentrum auf der Insel Borneo, wo sie genügend Platz haben, um sich aus dem Weg zu gehen. Dennoch spielten die Bären ab und an mal miteinander.
Die Forscher filmten insgesamt 370 dieser Begegnungen und analysierten diese im Anschluss. Dabei fielen den Wissenschaftlern zwei besondere Gesichtsausdrücke der Bären auf: Sie öffneten ihr Maul, einmal mit gefletschten Zähnen und einmal ohne.
Diese Ausdrücke zeigten die Tiere vor allem dann, wenn ihr Spielkamerad sie anschaute. Dieser wiederum ahmte ihn meistens sofort binnen einer Sekunde nach. Die Forscher vermuten, dass die Bären damit zeigen wollen, dass sie entweder für ein wilderes Spiel bereit sind oder sie ihre Bindung stärken wollen.
Bisher ging man davon aus, dass eine komplexe Kommunikation nur unter Tieren, die in einem komplexen Sozialsystem leben, möglich ist. Der Malaienbär beweist nun das Gegenteil.
Das macht diese Ergebnisse so faszinierend – sie sind eine nicht soziale Spezies, die von Angesicht zu Angesicht subtil und präzise kommunizieren kann.
Sonnenbären sind weder mit Affen noch mit domestizierten Tieren wie etwa Hunden verwandt. Daher gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die komplexe mimische Kommunikation viel weiter unter Säugetieren verbreitet ist als bisher gedacht.
Nota. - Wenn sie nicht in Gemeinschaft leben, hat diese Kommunikationsweise keinen Vorteil für die Individuen oder die Art. Sie kann kein Selektionskriterium bei der Fortpflanzung werden. Wie konnte sie sich also zu einem Gattungsmerkmal entwickeln? Das Spielen muss ihnen enorm wichtig sein.
Umso bemerkenswerter, als sich die europäischen und nordamerikanischen Verwandten dieser Bären wegen kaum entwickelter Gesichtsmuskeln durch ein besonders ärmliches Mienenspiel auszeichnen - was dazu führt, dass Menschen ihren Gesichtsausdruck fälschlich als gutmütig interpretieren, was ihnen gelegentlich gar nicht bekommt.
JE
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