Mittwoch, 12. Dezember 2018

Der Klang und der Verstand.

 aus der Standard.at, 10. Dezember 2018
 
Wütende Stimmen versetzen Hirn in Alarmbereitschaft, verzögern aber Reaktionszeit
Potenziell gefährliche Laute werden im Gehirn länger analysiert als positiv konnotierte, berichten Schweizer Forscher

Genf – Das Gehirn bemerkt eine wütende Stimme schneller als eine fröhliche oder neutrale Intonation – und schenkt ihr auch länger Aufmerksamkeit. Das berichten Forscher der Universität Genf im Fachblatt "Social, Cognitive and Affective Neuroscience".

Sehen und Hören erlauben, Bedrohungen wahrzunehmen. Eine 360-Grad-Ortung gefährlicher Situationen ist aber nur über das Hören möglich. "Deshalb interessieren wir uns dafür, wie schnell unsere Aufmerksamkeit auf verschiedene Intonationen in Stimmen um uns herum reagiert, und wie das Gehirn mit potenziell gefährlichen Situationen umgeht", sagte Studienautor Nicolas Burra von der Universität Genf.

Genauere Verarbeitung

Die Wissenschafter nutzten dafür 22 Aufnahmen kurzer Laute mit wütender, fröhlicher oder neutraler Intonation. 35 Probanden hörten jeweils zwei Laute in Kombination: zwei neutrale, eine neutrale und eine wütende, oder eine neutrale und eine fröhliche Stimme. Sobald die Probanden eine fröhliche oder eine ärgerliche Stimme hörten, sollten sie eine Taste drücken. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mithilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) ermittelt.

Aus dem EEG konnten die Forscher ablesen, dass das Gehirn stärker auf Wut in der Stimme reagierte als auf Freude oder eine neutrale Stimmlage. Auch blieb der Fokus länger auf der wütenden Stimme. Studienleiter Leonardo Ceravolo erklärt dies damit, dass das Gehirn diese Laute länger analysiert, um die mögliche Gefahr zu beurteilen und adäquat zu reagieren.

Ein Effekt davon: Die Reaktionszeiten beim Drücken der Taste waren bei wütenden Lauten länger als bei fröhlichen. Weil die Aufmerksamkeit auf dem bedrohlichen Laut verbleibe, verzögere sich die motorische Reaktion, erklärte Burra. (red, APA)

Abstract
Social, Cognitive and Affective Neuroscience: "Early spatial attention deployment toward and away from aggressive voices"



Nota. - Gefahr erheischt mehr Aufmerksamkeit als Heiterkeit - na, das lag ja wohl auf der Hand. Nicht auf der Hand liegt, dass die Aufmerksamkeit bei der Gefahr länger verweilt; oder eben doch? Es geht ja nicht ums Gefallen, sondern vielleicht um Leben und Tod.

Bemerkenswert auch in philosophischer Hinsicht, dass verstärkte Aufmerksamkeit - das Analysieren und Abwägen - ihre Zeit braucht. Sie dauert.
JE
Wütende Stimmen versetzen Hirn in Alarmbereitschaft, verzögern aber Reaktionszeit 10. Dezember 2018, 15:10 3 Postings Potenziell gefährliche Laute werden im Gehirn länger analysiert als positiv konnotierte, berichten Schweizer Forscher Genf – Das Gehirn bemerkt eine wütende Stimme schneller als eine fröhliche oder neutrale Intonation – und schenkt ihr auch länger Aufmerksamkeit. Das berichten Forscher der Universität Genf im Fachblatt "Social, Cognitive and Affective Neuroscience". Sehen und Hören erlauben, Bedrohungen wahrzunehmen. Eine 360-Grad-Ortung gefährlicher Situationen ist aber nur über das Hören möglich. "Deshalb interessieren wir uns dafür, wie schnell unsere Aufmerksamkeit auf verschiedene Intonationen in Stimmen um uns herum reagiert, und wie das Gehirn mit potenziell gefährlichen Situationen umgeht", sagte Studienautor Nicolas Burra von der Universität Genf. Genauere Verarbeitung Die Wissenschafter nutzten dafür 22 Aufnahmen kurzer Laute mit wütender, fröhlicher oder neutraler Intonation. 35 Probanden hörten jeweils zwei Laute in Kombination: zwei neutrale, eine neutrale und eine wütende, oder eine neutrale und eine fröhliche Stimme. Sobald die Probanden eine fröhliche oder eine ärgerliche Stimme hörten, sollten sie eine Taste drücken. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mithilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) ermittelt. Aus dem EEG konnten die Forscher ablesen, dass das Gehirn stärker auf Wut in der Stimme reagierte als auf Freude oder eine neutrale Stimmlage. Auch blieb der Fokus länger auf der wütenden Stimme. Studienleiter Leonardo Ceravolo erklärt dies damit, dass das Gehirn diese Laute länger analysiert, um die mögliche Gefahr zu beurteilen und adäquat zu reagieren. Ein Effekt davon: Die Reaktionszeiten beim Drücken der Taste waren bei wütenden Lauten länger als bei fröhlichen. Weil die Aufmerksamkeit auf dem bedrohlichen Laut verbleibe, verzögere sich die motorische Reaktion, erklärte Burra. (red, APA, 10.12.2018) Abstract Social, Cognitive and Affective Neuroscience: "Early spatial attention deployment toward and away from aggressive voices" - derstandard.at/2000093601500/Wuetende-Stimmen-versetzen-Hirn-in-Alarmbereitschaft-verzoegern-aber-Reaktionszeit

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