aus der Standard.at, 10. Dezember 2018
Wütende Stimmen
versetzen Hirn in Alarmbereitschaft, verzögern aber Reaktionszeit
Potenziell gefährliche Laute werden im Gehirn länger analysiert als
positiv konnotierte, berichten Schweizer Forscher
Genf – Das Gehirn bemerkt eine wütende Stimme schneller als eine
fröhliche oder neutrale Intonation – und schenkt ihr auch länger
Aufmerksamkeit. Das berichten Forscher der Universität Genf im Fachblatt
"Social, Cognitive and Affective Neuroscience".
Sehen und Hören erlauben, Bedrohungen wahrzunehmen. Eine 360-Grad-Ortung
gefährlicher Situationen ist aber nur über das Hören möglich. "Deshalb
interessieren wir uns dafür, wie schnell unsere Aufmerksamkeit auf
verschiedene Intonationen in Stimmen um uns herum reagiert, und wie das
Gehirn mit potenziell gefährlichen Situationen umgeht", sagte
Studienautor Nicolas Burra von der Universität Genf.
Genauere Verarbeitung
Die Wissenschafter nutzten dafür 22 Aufnahmen kurzer Laute mit wütender,
fröhlicher oder neutraler Intonation. 35 Probanden hörten jeweils zwei
Laute in Kombination: zwei neutrale, eine neutrale und eine wütende,
oder eine neutrale und eine fröhliche Stimme. Sobald die Probanden eine
fröhliche oder eine ärgerliche Stimme hörten, sollten sie eine Taste
drücken. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mithilfe eines
Elektroenzephalogramms (EEG) ermittelt.
Aus dem EEG konnten die Forscher ablesen, dass das Gehirn stärker auf
Wut in der Stimme reagierte als auf Freude oder eine neutrale Stimmlage.
Auch blieb der Fokus länger auf der wütenden Stimme. Studienleiter
Leonardo Ceravolo erklärt dies damit, dass das Gehirn diese Laute länger
analysiert, um die mögliche Gefahr zu beurteilen und adäquat zu
reagieren.
Ein Effekt davon: Die Reaktionszeiten beim Drücken der Taste waren bei
wütenden Lauten länger als bei fröhlichen. Weil die Aufmerksamkeit auf
dem bedrohlichen Laut verbleibe, verzögere sich die motorische Reaktion,
erklärte Burra. (red, APA)
Abstract
Social, Cognitive and Affective Neuroscience: "Early spatial attention deployment toward and away from aggressive voices"
Nota. - Gefahr erheischt mehr Aufmerksamkeit als Heiterkeit - na, das lag ja wohl auf der Hand. Nicht auf der Hand liegt, dass die Aufmerksamkeit bei der Gefahr länger verweilt; oder eben doch? Es geht ja nicht ums Gefallen, sondern vielleicht um Leben und Tod.
Bemerkenswert auch in philosophischer Hinsicht, dass verstärkte Aufmerksamkeit - das Analysieren und Abwägen - ihre Zeit braucht. Sie dauert.
JE
Wütende Stimmen
versetzen Hirn in Alarmbereitschaft, verzögern aber Reaktionszeit
10. Dezember 2018, 15:10
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Potenziell gefährliche Laute werden im Gehirn länger analysiert als
positiv konnotierte, berichten Schweizer Forscher
Genf – Das Gehirn bemerkt eine wütende Stimme schneller als eine
fröhliche oder neutrale Intonation – und schenkt ihr auch länger
Aufmerksamkeit. Das berichten Forscher der Universität Genf im Fachblatt
"Social, Cognitive and Affective Neuroscience".
Sehen und Hören erlauben, Bedrohungen wahrzunehmen. Eine 360-Grad-Ortung
gefährlicher Situationen ist aber nur über das Hören möglich. "Deshalb
interessieren wir uns dafür, wie schnell unsere Aufmerksamkeit auf
verschiedene Intonationen in Stimmen um uns herum reagiert, und wie das
Gehirn mit potenziell gefährlichen Situationen umgeht", sagte
Studienautor Nicolas Burra von der Universität Genf.
Genauere Verarbeitung
Die Wissenschafter nutzten dafür 22 Aufnahmen kurzer Laute mit wütender,
fröhlicher oder neutraler Intonation. 35 Probanden hörten jeweils zwei
Laute in Kombination: zwei neutrale, eine neutrale und eine wütende,
oder eine neutrale und eine fröhliche Stimme. Sobald die Probanden eine
fröhliche oder eine ärgerliche Stimme hörten, sollten sie eine Taste
drücken. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mithilfe eines
Elektroenzephalogramms (EEG) ermittelt.
Aus dem EEG konnten die Forscher ablesen, dass das Gehirn stärker auf
Wut in der Stimme reagierte als auf Freude oder eine neutrale Stimmlage.
Auch blieb der Fokus länger auf der wütenden Stimme. Studienleiter
Leonardo Ceravolo erklärt dies damit, dass das Gehirn diese Laute länger
analysiert, um die mögliche Gefahr zu beurteilen und adäquat zu
reagieren.
Ein Effekt davon: Die Reaktionszeiten beim Drücken der Taste waren bei
wütenden Lauten länger als bei fröhlichen. Weil die Aufmerksamkeit auf
dem bedrohlichen Laut verbleibe, verzögere sich die motorische Reaktion,
erklärte Burra. (red, APA, 10.12.2018)
Abstract
Social, Cognitive and Affective Neuroscience: "Early spatial attention
deployment toward and away from aggressive voices" -
derstandard.at/2000093601500/Wuetende-Stimmen-versetzen-Hirn-in-Alarmbereitschaft-verzoegern-aber-Reaktionszeit
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