aus derStandard.at, 7. April 2018, 20:36 neue Nervenzelle (links oben) im Gehirn eines Erwachsenen
Selbst alte Menschen bilden neue Gehirnzellen:
Neue Studie widerspricht bisherigen Ergebnissen
Tampa – Menschen könnten möglicherweise doch auch noch im hohen Alter in der Lage sein, neue Gehirnzellen zu bilden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Wissenschafter der Columbia University in New York am Donnerstag (Ortszeit) in der US-Fachzeitschrift "Cell Stem Cell" veröffentlichten. Ältere Menschen könnten ähnlich wie Jüngere tausende neue Nervenzellen im Hippocampus bilden, erklärte die Hauptverfasserin der Studie und widerspricht damit einer aktuellen Untersuchung.
Auch die Größen der untersuchten Gehirnteile glichen sich über die Altersgruppen hinweg, sagte Maura Boldrini. Ihre Forschung konzentrierte sich auf den Hippocampus, tief im Innern des Gehirns gelegen und zuständig für Lernfähigkeit und Erinnerungen. Die Ergebnisse suggerieren, dass viele ältere Menschen ihre kognitiven und emotionalen Fähigkeiten länger behalten könnten, als bisher angenommen.
Die Wissenschafter untersuchten Gehirnproben von 28 Menschen im Alter zwischen 14 und 79, die plötzlich verstorben waren. Sie hätten nach "neu gebildeten Nervenzellen und dem Zustand der Blutgefäße" geforscht, heißt es in der Studie.
Widerspruch zu aktueller "Nature"-Studie
Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu denen einer Anfang März in "Nature" veröffentlichten Studie, wonach im Hippocampus nach dem 13. Lebensjahr keine neuen Zellen mehr gebildet werden. Studienleiter Arturo Alvarez-Buylla von der University of California in San Francisco zeigte sich dementsprechend von der Columbia-Studie nicht überzeugt.
Die Zellen würden sich in "Form und Aussehen" sehr von denen unterscheiden, die bei jungen Menschen gefunden würden, erklärte Alvarez-Buyllas Labor in einer Mitteilung. Es gebe keine "schlüssigen Beweise" für eine Neubildung von Zellen bei Erwachsenen.
Unterschiedliche Konservierungsarten
Boldrini verwies darauf, dass ihr Forschungsteam schockgefrostete Hirnproben verwendet habe, während die chemisch konservierten Proben, welche die Wissenschafter aus Kalifornien benutzt hatten, die Ergebnisse beeinflusst haben könnten.
Die Hirnforschung gewinnt angesichts einer alternden Weltbevölkerung an Bedeutung. Wissenschafter versuchen den Alterungsprozess des Gehirns besser zu verstehen, um Krankheiten wie Demenz verhindern oder besser behandeln zu können. (APA, red, 7.4.2018)
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