aus nzz.ch, 1.12.2016, 14:19 Uhr
Fossil Lucy
Die Menschen-Vorläuferin verbrachte viel Zeit auf Bäumen
Das
mehr als drei Millionen Jahre alte Fossil Lucy gilt als bekannteste
Vorläuferin des Menschen. Lucys Lebensstil unterschied sich aber
deutlich von dem heutiger Menschen, wie Wissenschafter herausgefunden
haben.
(afp)
⋅ Nach intensiven Untersuchungen der Knochenstrukturen kommen
Paläontologen aus den USA zum Schluss, dass Lucy mindestens ein Drittel
des Tages in Bäumen lebte, dort nistete und nächtigte.
Für
die im Fachjournal «Plos One» veröffentlichte Studie fertigten die
Forscher mehr als 35 000 Aufnahmen aus modernen Scanner-Untersuchungen
von Lucys Knochen an.
Die
hochauflösenden Bilder machten die Dichte und die internen Strukturen
der Knochen deutlich, was wiederum Rückschlüsse auf die Beanspruchung
bestimmter Gliedmassen zuliess. Denn die Knochendichte wächst oder
verringert sich im Laufe eines Lebens, je nachdem, wie stark die
Körperteile genutzt werden.
Starker Einsatz der Arme
Demnach
hat Lucy in besonderem Maße ihre Arme eingesetzt, was sich die
Forscher dadurch erklären, dass sie diese zum Klettern auf Bäume
einsetzte. Die Strukturen der Armknochen glichen jener der Schimpansen
von heute.
«Die
oberen Gliedmassen der Schimpansen sind sehr stark gebaut, weil sie die
Arme zum Klettern brauchen», erklärte einer der Studienautoren,
Christopher Ruff von der Johns-Hopkins-Universität. «Bei den Menschen
ist das genau umgekehrt: Bei ihnen sind die unteren Gliedmassen stärker
ausgeprägt, weil sie mehr Zeit mit Laufen verbringen.»
Fataler Sturz
Die
Wissenschafter gehen davon aus, dass Lucy jede Nacht mindestens acht
Stunden in Bäumen verbrachte, um sich beim Schlafen vor Beutejägern zu
schützen. Die Kletterei wurde Lucy allerdings wohl auch zum Verhängnis:
Eine frühere Untersuchung hatte ergeben, dass Lucy an einem Knochenbruch
starb, den sie sich bei einem Sturz zugezogen haben könnte –
möglicherweise von einem Baum.
Das
ungewöhnlich gut erhaltene Skelett von Lucy war 1974 in Äthiopien
entdeckt worden. Danach galt sie als «Urmutter der Menschheit». Im Jahr
1994 wurde dann aber Ardi entdeckt, das mit 4,5 Millionen Jahren noch
ältere Fossil eines Menschenvorläufers.
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