aus Der Standard, Wien, 10. November 2016, 08:00
November 1716:
Leibniz, der letzte Universalgelehrte, stirbt
Am 14. November jährt
sich der Todestag des Philosophen, Mathematikers, Diplomaten, Theologen,
Geologen, Technikers, Juristen und Historikers zum 300. Mal
von Tanja Traxler, David Rennert
Wien – Es dürfte ein Aufbruch mit gemischten Gefühlen gewesen sein. Im
September 1714 bestieg Gottfried Wilhelm Leibniz in Wien eine
Postkutsche, die ihn nach eineinhalbjährigem Aufenthalt zurück nach
Hannover bringen sollte. Er sah sich zur Rückkehr genötigt, um endlich
seine Auftragsarbeit über die Geschichte des Adelsgeschlechts der Welfen
zum Abschluss zu bringen.
Sieben Mal hatte Leibniz die Kaiserstadt in den vergangenen Jahrzehnten
besucht, ein achtes Mal sollte er sie nicht mehr wiedersehen. Seine
Anstrengungen, am Wiener Hof Fuß zu fassen, hatten zwar nicht die
Früchte getragen, auf die er gehofft hatte. Doch als fruchtlos können
sie gewiss nicht bezeichnet werden.
Umfassende Reformideen
Schon bei seinem ersten Besuch in Wien 1688 hatte Leibniz eine Audienz
bei Kaiser Leopold I. erhalten und Vorschlage für eine Münzreform
unterbreitet. Auch umfangreiche Ideen zum Geld-, Handels- und
Manufakturwesen und zur Finanzierung der Eroberungskriege gegen die
Türken hatte er dargelegt – umgesetzt wurde davon allerdings nichts.
Aber er hatte Beziehungen in die höchsten Kreise aufgebaut, Kaiser Karl
VI. hatte ihn zum "Reichshofrat der gelehrten Bank" ernannt. Drei
wichtige Werke Leibniz' haben in Wien ihre wesentliche Ausführung
erfahren, wie die Studien des mittlerweile verstorbenen Leibniz-Experten
der Harvard University, Patrick Riley, zutage brachten. Noch ehe
Leibniz in Richtung Hannover aufbrach, verfasste er umfangreiche
Schriften.
Interdisziplinäre Pläne
Riley hielt fest: "Den lange gehegten Wunsch seines Wiener Freundes, des
Prinzen Eugen von Savoyen, wollte er noch erfüllen, nämlich eine Summa
seiner Philosophie zu verfassen; so entstand sein Werk "Principes de la
nature et da la grâce"." Auf Deutsch ist das Werk unter dem Titel
"Prinzipien der Natur und der Gnade" bekannt.
Auch der Text des später als "Monadologie" übersetzten Werks, in dem
Leibniz die metaphysische Komponente seines philosophischen Systems
darlegte, stammt aus dieser Zeit. Und drittens hielt er im Juli 1714
eine eng mit den beiden erwähnten Schriften verbundene private Vorlesung
"Über die Griechen als Begründer einer philosophia sacra". Während
seines letzten Aufenthalts in Wien legte Leibniz dem Kaiser auch den
Plan für eine "Sozietät der Wissenschaften" vor.
Solch eine fächerübergreifende Gelehrtengesellschaft wurde mit der
Gründung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zwar erst über hundert
Jahre später verwirklicht, dennoch geht die ÖAW auf Leibniz' Pläne
zurück. Er konzipierte außerdem die Akademien in Berlin, Leipzig und
Sankt Petersburg. Vergangene Woche trafen sich in Wien Vertreter aller
vier Akademien im Rahmen der Konferenz "Leibniz heute lesen", die von
der Wiener Philosophin Herta Nagl-Docekal organisiert worden ist.
Der Zeit voraus
"Die Aktualität von Leibniz liegt auf sehr vielen Gebieten, weil er
selbst so umfassend tätig war – naturwissenschaftlich, mathematisch,
philosophisch, aber auch mit sehr lebenspraktischen Vorschlägen", sagt
Nagl-Docekal. "Er hat weit vorausweisende Ideen formuliert, die oft in
seiner Zeit nicht angemessen verstanden und nicht umgesetzt wurden. Erst
durch die Weiterentwicklung verschiedener Wissenschaftszweige konnte
der Wert dieser Beiträge ermessen werden."
Die Veranstaltungen und Texte, die anlässlich seines 300. Todestages am
14. November nun allerorts zu finden sind, zeigen: Leibniz ist noch
heute eine Projektionsfläche für die Sehnsucht, ein umfassend gebildeter
Mensch zu sein. Leibniz war vielleicht der letzte Denker, von dem
behauptet werden kann, dass er nicht nur einen ganzheitlichen Überblick
über die Wissenschaften seiner Zeit hatte, sondern auch imstande war, in
verschiedensten Bereichen kreative Beiträge zu leisten.
Mathematisches Manuskript.
In den Worten Friedrichs II. von Preußen: "Leibniz, der mehr als eine
Seele hatte, wenn ich das so sagen darf, war wohl würdig, den Vorsitz in
einer Akademie zu führen, die er im Notfall allein hätte darstellen
können." Er war sozusagen der letzte Universalgelehrte, und es ist nicht
abzusehen, dass nach ihm noch einer kommen wird – zu fragmentiert und
zersplittert sind das Wissen und die wissenschaftliche Methodik
mittlerweile, als dass es noch einen Menschen geben könnte, der auf der
gesamten Klaviatur mitzuklimpern vermag.
Sprudelnder Erfinder
Wie vielfältig Leibniz' Betätigungsfelder waren, zeigt sich bereits,
wenn man nur einige seiner unzähligen Erfindungen betrachtet: So
entwickelte er etwa die erste Rechenmaschine, die alle vier
Grundrechnungsarten beherrschte. Als er sein Modell – eine schwere
Holzkiste mit Zahnrädern und Kurbel – 1673 der Royal Society in London
präsentierte, teilte er dem welfischen Herzog Johann Friedrich den Zweck
der Maschine mit: "daß die Rechnung in höchsten Grad leicht, geschwind,
gewiß sey". Er stellte ihm gar in Aussicht, dass sie "die menschliche
Arbeit auf die Hälfte mindern" werde und man sich so die "unnötige Menge
an Personen und Gagen ersparen kann".
Leibniz und der britische Physiker Isaac Newton entwickelten –
unabhängig voneinander – die Integralrechnung, wobei sich Leibniz'
Schreibweise durchgesetzt hat. Zudem hatte er die Idee, dass sich
Rechenprozesse auf ein binäres Zahlensystem übertragen ließen – und
legte damit den Grundstein zur Informationstechnologie des 20.
Jahrhunderts. Weiters entwickelte Leibniz Pläne für ein Unterseeboot,
ein Gerät zur Bestimmung der Windgeschwindigkeit und die im
geschlossenen Kreis verlaufende "Endloskette" zur Erzförderung im
Bergbau.
Auch formulierte er einen Beweis für das Unbewusste des Menschen und
erteilte Ärzten den Rat, bei ihren Patienten regelmäßig Fieber zu
messen. Für Ludwig XIV. entwarf er den Plan für einen kreuzzugähnlichen
Eroberungsfeldzug gegen Ägypten, um ihn von seinen Kriegen in Europa
abzubringen. In eine Zeit hineingeboren, die noch vom Dreißigjährigen
Krieg gezeichnet war, sehnte sich Leibniz nach einem Staatenverbund für
die europäische Welt, um Frieden zu wahren. Den französischen König
konnte er nicht davon überzeugen, hundert Jahre später wurden Leibniz'
Ägyptenpläne dann allerdings von Napoleon umgesetzt.
Hunderttausend Doppelseiten
Entwurf einer Rechenmaschine
Diese enorme Produktivität war freilich nur möglich, indem Leibniz nach
heutigem Verständnis ein extremer Workaholic war. Eines seiner
berühmtesten Zitate besagt, dass er "beim Erwachen schon so viele
Einfälle hatte, dass der Tag nicht ausreichte, um sie
niederzuschreiben". So blieb denn auch kein Zettelchen vor Leibniz'
Schreibwahn sicher. Da finden sich schon einmal Speisepläne wie
"Donnerstag zwei Würste, ein Schoppen, Freitag vier Würste, Samstag ein
Karpfen, Sonntag zwei Würste, ein Hühnchen" inmitten physikalischer
Abhandlungen über die Stoßkraft.
Sein Nachlass ist der größte Gelehrtennachlass überhaupt – er umfasst
rund hunderttausend Seiten, meist doppelseitig beschrieben. Dass dieser
beinahe vollständig erhalten blieb, ist mehreren Glücksmomenten
geschuldet. Einen Tag nach Leibniz' Tod ließ der Kurfürst von Hannover
den Nachlass des Gelehrten versiegeln – er fürchtete die Preisgabe von
Staatsgeheimnissen. Zudem ist es der ausgeprägten Sammelleidenschaft
Leibniz' zu verdanken, dass eine solche Fülle an Notizen überliefert
ist.
Sammelwütiger Schreibfanatiker
Es wird angenommen, dass sich Leibniz während seines Aufenthalts in
Paris – eine für ihn sehr produktive Zeit, vor allem auf dem Gebiet der
Mathematik – angewöhnt hatte, keine einzige Notiz mehr wegzuwerfen, sie
könnte ja schließlich noch einmal wichtig werden. Diese Angewohnheit
behielt er von da an zeit seines Lebens bei, was ihm schon einmal die
Unterstellung einbrachte, er habe keinen Papierkorb besessen.
Die Menge an Notizen ist ohne Beispiel: Die Aufarbeitung des Nachlasses,
die noch lange nicht abgeschlossen ist, stellt das größte
Editionsprojekt aller Zeiten dar. 1901 hat es begonnen, 2055 soll es
nach heutigem Plan abgeschlossen sein. 59 Bände sind bisher erschienen,
insgesamt sollen es 130 werden. Unter www.leibnizedition.de sind die
editierten Bände frei zugänglich – das meiste in Latein und Französisch,
nur einen Bruchteil schrieb Leibniz in seiner Muttersprache Deutsch.
aus den Notizen
Obwohl Leibniz das Ideal eines Wissenschafters verkörperte, in einer
Hinsicht wäre er im heutigen Wissenschaftsbetrieb fatal gescheitert: Der
Schreibfanatiker war äußerst nachlässig, was die Publikation seiner
Arbeiten angeht. Vielmehr reizte es ihn, sein Denken in Korrespondenzen
zu entwickeln. Mit rund 1100 Personen pflegte er Briefkontakt, darunter
ein großer Teil der Scientific Community seiner Zeit.
Das Potenzial der Welt
"Für Leibniz waren auch große Werke so etwas wie Briefe – sie hatten
einen Adressaten", sagt der Philosoph und Leibniz-Kenner Jürgen
Mittelstraß. Dieser Umstand zeigt sich etwa an Leibniz'
Auseinandersetzung mit dem englischen Philosophen John Locke. Kurz bevor
das Werk publikationsreif war, verlor Leibniz das Interesse daran.
Warum? Weil Locke starb und der anregende Briefwechsel beendet war.
Mittelstraß: "Vieles ist nur Fragment geblieben und nie publiziert
worden. Leibniz konnte gar nicht wirken, weil man seine Arbeiten nicht
kannte."
Ein Gegenüber zu adressieren und sich in den anderen hineinzuversetzen –
diese Grundeinstellung lag nicht nur Leibniz' Philosophie, sondern auch
seinem Rechtsverständnis zugrunde. "Der Ort des anderen ist der wahre
Standpunkt, sowohl in der Politik als auch in der Moral", lautet einer
seiner berühmtesten rechtsphilosophischen Gedanken.
Sich in seinen eigenen Gedankengängen zurechtzufinden, machte Leibniz
seiner Nachwelt nicht immer leicht. Auf eine Aussage trifft das ganz
besonders zu, wovon auch eine lange Geschichte von Missinterpretationen
zeugt. Es ist die in "Versuche der Theodizee über die Güte Gottes, die
Freiheit des Menschen und den Ursprung des Übels" formulierte These,
dass wir in der besten aller möglichen Welten leben.
"Was Leibniz damit formuliert, ist die Frage, die wir seit dem 20.
Jahrhundert besonders schmerzlich kennen", sagt Nagl-Docekal. "Es ist
die Frage, wie ein Gott dieses intensive Leid, das Menschen widerfährt,
zulassen kann." Leibniz' Idee impliziert eben nicht die naive
Vorstellung, dass der derzeitige Zustand der Welt der beste sei.
Vielmehr ist die Welt mit ihrem enormen Potenzial, sich zu verbessern,
die beste aller möglichen Welten.
Verantwortung der Wissenschaft
Leibniz versucht auch, das Potenzial der Wissenschaft seiner Zeit
anzuregen, indem er über Methodenlehre das Gemeinsame wissenschaftlicher
Erkenntnis fassen will. Seine Zuwendung zu den Wissenschaften erfolgt
immer im Rahmen seines philosophischen Gesamtinteresses – im Gegensatz
etwa zu Zeitgenossen wie dem Mathematiker Christiaan Huygens oder
Newton.
Ein vielsagender Beleg dafür: In einer Einleitung in die Geschichte des
Hauses und Landes Braunschweig-Lüneburg lieferte Leibniz eine
geologische und paläontologische Abhandlung mit folgender Begründung:
"Von großen Dingen ist auch eine geringe Kenntnis wertvoll. Wer daher
vom ältesten Zustand unseres Landes beginnen will, muss auch etwas über
das erste Aussehen der Erde und über die Natur und den Inhalt des Bodens
sagen."
Die Wissenschaft sah Leibniz stets als dem Gemeinwohl verpflichtet,
daran orientierten sich auch seine Konzepte für die wissenschaftlichen
Akademien. Umgekehrt schlug er auch die Einbeziehung des praktischen
Wissens der Bevölkerung vor – Citizen-Science würde man heute sagen.
Eine der Besonderheiten in seinem Akademieverständnis war, dass Leibniz
damit auch einen äußerst sozialen Sinn verfolgte. Sein Vertrauen in die
Wissenschaften und Künste erscheint unerschütterlich, und von der
Gründung einer Wissenschaftsakademie versprach er sich nichts Geringeres
als "den Handwergsman von seinem Elend zu erlösen".
Einsames Ende
Doch nun musste Leibniz zurück nach Hannover, um dort sein Auftragswerk
zu vollenden. Der Kurfürst Georg Ludwig, seit 1714 König von England,
hatte ihm bis zur Fertigstellung gar ein Reiseverbot erteilt. "Alles,
was mich körperlich und geistig beengt, kommt daher, daß ich nicht in
einer großen Stadt wie Paris und London lebe, welche an gelehrten
Männern Überfluß haben", schrieb Leibniz einmal.
"Doch hier [in Hannover] trifft man kaum jemanden, mit dem man sich
unterhalten kann oder man gilt vielmehr in diesem Lande für keinen guten
Hofmann, wenn man über wissenschaftliche Themen spricht." Nach seiner
Rückkehr nach Hannover vereinsamte Leibniz zusehends. Als er am 14.
November 1716 im Alter von 70 Jahren kinderlos und unverheiratet starb,
nahm kaum jemand davon Notiz.
Gottfried Wilhelm Leibniz in "Prinzipien der Natur und der Gnade": "Das
Gegenwärtige ist mit dem Kommenden schwanger, das Zukünftige läßt sich
in dem Vergangenen lesen, das Entfernte ist im Nächsten ausgedrückt. Man
könnte die Schönheit des Universums in jeder Seele erkennen, wenn man
alle ihre Einfaltungen entfalten könnte, die sich merkbar nur mit der
Zeit entwickeln."
Nota. - Leibniz wird bis heute von Mathematikern und Physikern als einer ihrer Ahnherren reklamiert. Für die Philosophen Leibniz ist das ein Pech, denn der geriet dadurch beim großen Publikum in Vergessenheit. Seine Bedeutung für die Philosophie ist aber kaum zu überschätzen. Das rationalistische metphysische System, das Kant mit seiner Kritik der reinen Vernunft zu Fall brachte, stammte im Wesentlichen von ihm.
Es ging aber nicht, wie die seitherige Philosophiegeschichte vermuten lässt, auf den Ideenrealismus Platos zurück, sondern in Gestalt der Leibniz'schen Monaden auf die (eigentlich animistische) Vorstellung von der Entelechie, die Aristoteles formuliert hatte. Das macht einen gewaltigen Unterschied. Die scholastischen Nominalisten, die als die Begründer des neuzeitlichen Denkens gelten können, waren Anhänger des Aristoteles und entschiedene Gegner Platos. Auf sie beriefen sich aber nicht nur Leibniz und seine Epigonen Wolff und Baumgarten, sondern auch... alle Materialisten!
Und während die Spuren, die Platos Ideen immer wieder im Denken auch gegenwärtiger Philosophierer ohne weiteres auf den ersten Blick zu erkennen und kenntlich zu machen sind, treiben die Entelechien im (monado-) Logischen Atomismus der gegenwärtigen Analytischen Philsophie unerkannt und ungerügt ihr fröhliches Unwesen, bloß weil... Leibniz als Philosoph in Vergessenheit geraten ist.
Dem wäre abzuhelfen.
JE
Stationen im Leben des Gelehrten
1646 Gottfried Wilhelm Leibniz kommt in Leipzig zur Welt.
1654 Im Alter von acht Jahren erlernt Leibniz autodidaktisch
Griechisch und Latein.
1661 Der fünfzehnjährige Leibniz nimmt das Studium der Philosophie,
Theologie und Rechtswissenschaft auf.
1663 Studium der Mathematik, Physik und Astronomie in Jena.
1667 Nachdem seine Promotion an der Universität Leipzig wegen seines
jugendlichen Alters abgelehnt wurde, wechselt Leibniz im Winter an die
Universität Altdorf bei Nürnberg und promoviert zum Doktor der Rechte.
Eine ihm angebotene Professur lehnt er ab.
1672 Leibniz reist als Diplomat nach Paris, wo er den Großteil der
folgenden vier Jahre verbringt. Hier schlägt er Ludwig XIV. einen
Eroberungsfeldzug gegen Ägypten vor und macht erstmals Bekanntschaft mit
dem modernen Stand der Wissenschaftsentwicklung.
1673 In London präsentiert Leibniz der Royal Society seine
Rechenmaschine für die vier Grundrechnungsarten und wird Mitglied der
Gelehrtengesellschaft.
1676 Leibniz tritt in den Dienst des Welfenfürsten in Hannover. Auf
dem Weg dorthin trifft er den niederländischen Philosophen Baruch de
Spinoza, der im Jahr darauf stirbt.
1677 Bestellung zum Hannover'schen Hofrat.
1685 Leibniz erhält den Auftrag, eine Geschichte des Welfenhauses zu
verfassen.
1687-90 Große Reise durch Europa, um die Geschichte des
Adelsgeschlechts zu erforschen. Auch in den folgenden Jahren reist
Leibniz viel und berät unter anderem den russischen Zaren und den Kaiser
in Wien.
1691 Leibniz wird Vorstand der Wolfenbüttler Bibliothek.
1699 Leibniz wird Mitglied der französischen Académie des sciences.
1700 In Berlin wird die Kurfürstlich-Brandenburgische Sozietät der
Wissenschaften gegründet, Leibniz wird zum ersten Präsidenten ernannt.
1703 Die Pläne zur Gründung einer ebenfalls von Leibniz konzipierten
Sächsischen Akademie der Wissenschaften scheitern.
1710 Die erste akademische Publikation der Berliner Akademie wird
veröffentlicht, auch Leibniz' berühmtes Werk Versuche der Theodizee über
die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Übels,
in dem er die These der "besten aller möglichen Welten" formuliert,
erscheint.
1711 Kaiser Karl VI. soll Leibniz angeblich in den Freiherrenstand
erhoben haben, eine entsprechende Urkunde ist allerdings nicht bekannt.
1712 Leibniz reist nach Wien, wo er die nächsten eineinhalb Jahre
verbringt. Der Kurfürst von Hannover sperrt währenddessen seine Bezüge,
da Leibniz nicht um Abwesenheitserlaubnis ersucht hatte.
1713 Kaiser Karl VI. ernennt Leibniz zum "Reichshofsrat der
gelehrten Bank".
1714 Leibniz verfasst das später als Monadologie ins Deutsche
übersetzte Werk, in dem er in 90 Paragrafen die metaphysische Komponente
seines philosophischen Systems darlegt.
September 1714 Leibniz' Beziehungen zum Haus Hannover verschlechtern
sich zunehmend. Er kehrt auf Anweisung von seinem eineinhalbjährigen
Aufenthalt in Wien nach Hannover zurück, um seine Arbeit über die Welfen
zu vollenden. Weitere Reisen werden ihm bis zur Fertigstellung
untersagt.
1716 Gottfried Wilhelm Leibniz stirbt im Alter von 70 Jahren
vereinsamt in Hannover. -
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