Mittwoch, 27. September 2017

Domestikation macht dumm.

 
aus derStandard.at, 18. September 2017, 07:00

Wölfe verstehen kausale Zusammenhänge besser als Hunde
Neue Versuche zeigen, wie die Domestikation Einfluss auf die Wahrnehmung der Hunde hatte

Wien – Wölfe haben offenbar ein besseres Verständnis für kausale Zusammenhänge als Hunde. Ausgehend von der Frage, wie die Tiere auf unterschiedliche menschliche Gesten reagieren, zeigten Wissenschafter des Wolf Science Center (WSC) der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Ernstbrunn (NÖ), dass Wölfe den Zusammenhang von Ursache und Wirkung verstehen, Hunde aber nicht. Ihre Arbeit erschien im Fachblatt "Scientific Reports".

In den Experimenten mussten die Tiere zwischen zwei Objekten wählen, von denen eines Futter enthielt, das andere nicht. In der ersten Versuchsreihe ging es darum, ob die Vierbeiner allein durch Augenkontakt oder in Verbindung mit einem Fingerzeig oder Nicken einen Hinweis auf den Behälter mit Futter verstehen. Sowohl Hunde als auch Wölfe erkannten diesen Wink und fanden das Futter. Akustische Hinweise

Im zweiten Experiment ging es darum, ohne Augenkontakt nur mit Hilfe von Gesten die Belohnung zu finden. Daran scheiterten alle Tiere. Im dritten Versuch gab es ohne sichtbare Anwesenheit eines Menschen nur einen akustischen Hinweis, dass sich in dem Behälter ein Leckerli befindet. Während die Hunde hier versagten, verstanden die Wölfe den kausalen Zusammenhang zwischen Geräusch und Belohnung.

"Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die Domestikation einen Einfluss auf die Wahrnehmung unserer heutigen Hunde hatte", erklärte Michelle Lampe von der Radboud Universität in Nijmegen (Niederlande), die gemeinsam mit Zsofia Viranyi vom WSC die Versuche durchgeführt hat. Nicht ausschließen könne man den Einfluss des unterschiedlichen Zugangs zu Futter: Wölfe müssen dafür mehr Forschungsdrang zeigen als Hunde, die üblicherweise ihr Fressen vom Menschen bekommen.

Haltungsbedingungen ohne Einfluss

Die Wissenschafter haben in ihrer Studie aber nicht nur Hunde und Wölfe verglichen, die unter gleichen Lebensbedingungen aufgewachsen sind und gehalten werden. Sie verglichen zudem Hunde, die – wie die Wölfe – wild im Rudel leben mit jenen, die in Haushalten gehalten werden. So konnten die Forscher den Einfluss der Domestikation unter Berücksichtigung der Lebensbedingungen erforschen. Es zeigte sich, dass die Haltungsbedingungen aber keinen Einfluss auf das Ergebnis der drei Versuchsreihen hatten. (APA, red, 18.9.2017)

Abstract
Scientific Reports: "The effects of domestication and ontogeny on cognition in dogs and wolves."

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