aus nzz.ch, 5. 1. 2017
Affordanz
Was die Welt uns offeriert
Manche Theorien gehen davon aus, dass Wahrnehmung nach dem Prinzip eines «Films im Kopf» funktioniert. Aber es könnte sein, dass unsere Sinne die Umwelteindrücke auf ganz andere Weise erfassen.
Die NZZ hat mir rückwirkend die Verbreitung ihrer Inhalte untersagt. Ich werde sie nach und nach von meinen Blogs löschen
Jochen Ebmeier
Nota. - Jacob von Uexküll hat vor bald hundert Jahren die mentale Grundausstattung eines jeden Lebenwesens in ein Merknetz und ein Wirknetz unterschieden, und beide zusammen ergeben sie das, was seine Umwelt ausmacht. Das Merknetz umfasst alle Organe, durch die das Individuum Informationen von außen aufgreift, und das Wirknetz diejenigen, die ihm erlauben, Informationen in seine Umgebung einzugeben. Die Umwelt besteht auf der einen Seite aus der ökologischen Nische, in die sich die Gattung evolutiv eingepasst hat, und auf der andern Seite aus dem Merk- und Wirknetz, das sich evolutiv darauf eingestellt hat. Ich kann nicht erkennen, welche zusetzliche Erkenntnis James Gibson der Sache nach da hinzugefügt hat.
Dies umso weniger, als nur wenig später Ernst Cassirer Uexkülls theoretisches Konzept um die Vorstellung des Symbolnetzes erweitert hat, das der Mensch zwischen Merk- und Wirknetz geschoben und damit beide dimensional erweitert hat, wodurch ihm seine (in Merk- und Wirknetz beschlossene) Umwelt zu einer (offenen) Welt wurde.
Dass man in Amerika Uexküll nicht kennt, ist schon erstaunlich genug. Aber Ernst Cassirer hat die letzten Jahre seines Lebens aus ungutem Grund in den Vereinigten Staaten verbracht, dort gelehrt und auch publiziert. Von dem muss man dort gehört haben.
JE
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