Kapuzieräffchen bearbeitet Stein
aus nzz.ch,
Affen schmieden Steinwerkzeuge
Kapuzineräffchen
scheinen nicht zu merken, was sie in den Händen halten. Womöglich ging
es den frühen Erfindern der ersten Schneidewerkzeuge genauso.
Brasilianische Kapuzineräffchen können etwas, das man bis anhin für eine rein menschliche Leistung hielt. Sie schlagen Steine aufeinander, wobei scharfkantige Fragmente entstehen, wie Wissenschafter im Nationalpark Serra da Capivara im Nordosten Brasiliens beobachteten. Diese scharfen Flocken ähnelten stark den Objekten, die man von Ausgrabungen kenne und die man als menschengemachte Steinwerkzeuge ansehe, schreiben die Forscher in der Zeitschrift «Nature».
Nach dem heutigen Kenntnisstand verwendeten Frühmenschen solche Schneidewerkzeuge zum Beispiel zum Abschaben von Knochen. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Geschichte der Werkzeugherstellung nun umgeschrieben werden muss. Womöglich hielt man manchmal von Affen geformte Steine für menschengemacht.
Wissen sie, was sie tun?
Der
Paläoanthropologe Shannon McPherron vom Institut für evolutionäre
Anthropologie in Leipzig glaubt das nicht. Denn jahrtausendealte, nicht
auf den ersten Blick klassifizierbare Fundstücke stufe man nie einfach
nur wegen ihres Aussehens als menschengemachte Werkzeuge ein. Auch
andere Gegenstände am Fundort wie Knochenreste oder die Tatsache, dass
man in der Region Fossilien von Frühmenschen gefunden habe, seien sehr
dabei wichtig. Ein weiteres Kriterium sei, dass die Steinflocken
bearbeitet und allem Anschein nach als Werkzeuge eingesetzt worden
seien.
In dieser Hinsicht waren die Frühmenschen vor mehreren zehntausend Jahren den heutigen Kapuzineräffchen offensichtlich überlegen. Denn die Forscher beobachteten nie, dass die Tiere die beim Schlagen entstandenen scharfkantigen Flocken tatsächlich als Werkzeuge verwendet hätten. Die Herstellung geschah offenbar unabsichtlich oder zumindest nicht zu dem Zweck, ein Schneidewerkzeug zu erhalten.
In dieser Hinsicht waren die Frühmenschen vor mehreren zehntausend Jahren den heutigen Kapuzineräffchen offensichtlich überlegen. Denn die Forscher beobachteten nie, dass die Tiere die beim Schlagen entstandenen scharfkantigen Flocken tatsächlich als Werkzeuge verwendet hätten. Die Herstellung geschah offenbar unabsichtlich oder zumindest nicht zu dem Zweck, ein Schneidewerkzeug zu erhalten.
Die Leistung neu interpretieren
Gemäss
McPherron könnte die neue Studie wichtige Hinweise auf die Anfänge der
Herstellung von scharfkantigen Steinwerkzeugen liefern. Es sei gut
vorstellbar, dass auch die Frühmenschen zuerst unabsichtlich solche
Flocken durch das Aufeinanderschlagen von Steinen hervorgebracht hätten.
Dann hätten einzelne Individuen irgendwann bemerkt, dass man diese gut
als Klingen einsetzen könne, woraufhin sie die Herstellung verfeinert
hätten.
Neu
interpretiert werden muss daher eventuell die kognitive Leistung, die
hinter der Herstellung scharfkantiger Steinwerkzeuge steht. Da dies
offensichtlich auch dem Zufall geschuldet sein kann, ist nicht die
blosse Existenz, sondern erst die gezielte Nutzung der Flocken die
wirkliche Leistung. Und die wurde anscheinend bisher tatsächlich nur von
Hominiden erbracht. Aber womöglich sind die brasilianischen
Kapuzineräffchen gerade auf dem Weg dorthin.
Nota. - Doch wenn sie nicht 'wissen, was sie tun' - warum tun sie es dann? Nur so zum Spiel, weil ihnen die Steinabschläge gefallen? Das wäre immerhin eine ästhetische Praxis, und das w#re auch schon ziem- lich menschlich.
JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen