Dienstag, 6. September 2016
Domestikationsfolgen.
aus Die Presse, Wien, 6. 9. 2016
Wölfe sind geborene Spieler, Hunde scheuen Risiken eher
Die Differenz zeigt sich in Tests im Wolfszentrum Ernstbrunn.
Wenn man Menschen vor die Wahl stellt, ob sie lieber 100 Euro bekommen oder vielleicht 200, aber vielleicht auch nichts, dann setzen die meisten auf die sichere Karte: Wir sind risikoscheu, und unsere besten Freunde sind es auch. Dabei hielten es ihre Ahnen ganz anders: Wölfe sind geborene Spieler, das zeigte Sarah Marshall-Pescini (Vet-Med Wien) im Wolfszentrum Ernstbrunn, dort werden händisch aufgezogene Wölfe und Hunde gehalten. In Vergleichstests zeigten sich schon viele Unterschiede in Charakter und Verhalten. Diesmal bei der Risikofreude. Die Tiere bekamen Futter angeboten, entweder gesichertes oder riskantes: Die Wölfe setzten in 80 Prozent der Tests auf Risiko, die Hunde nur in 58 (Frontiers in Psychology 1. 9.). Es liegt daran, dass Wölfe als Jäger immer auf Risiko setzen müssen, sie haben keinen Futternapf. (jl)
Nota. - Konrad Lorenz hat seine wissenschaftliche Laufbahn begonnen mit Studien über die genetischen Folgen der Domestikation. Die gefielen den Völkischen und ihrer Verachtung für die westliche Zivilisation, und Lorenz wurde Pg. und ließ sich mit dem Parteiabzeichen ablichten.
Seither wird das Thema öffentlich beschwiegen. Aber dafür gibt es keinen Grund, wenn Lorenzens Ergebnisse damals auf wissenschaftlich korrektem Weg entstanden sind. Die obige Studie scheint mir darauf hinzuweisen, dass es so war.
JE
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