Freitag, 31. Juli 2015

Wie sehr strengt Klugheit an?

aus nzz.ch, 27.7.2015, 15:46 Uhr

Klug, klüger ...
Intelligenz zeigt sich an Hirnaktivität
ETH-Forscherinnen haben die Hirnaktivität von Klugen und Klügeren gemessen. Bei bestimmten Aufgaben zeigten sich klare Unterschiede. 

(sda)/AJa. ⋅ Dass ein intelligenter Mensch sein Gehirn weniger anstrengen muss, um eine Aufgabe zu lösen, als «Normalos», ist nicht erstaunlich. Wissenschafter reden dabei von der sogenannten neuralen Effizienz. Forscherinnen der ETH Zürich haben nun das sogenannte Arbeitsgedächtnis von «Klugen» und «noch Klügeren» gemessen. Bei bestimmten Aufgaben erkannten sie klare Unterschiede in der Hirnaktivität.

Verschieden nur im Mittelfeld

Die Forscher unter der Leitung von Elsbeth Stern, Professorin für empirische Lehr- und Lernforschung, massen bei mehr als 80 freiwilligen Studentinnen und Studenten per Hirnstrommessung (EEG) die Hirnaktivitäten, während sie unterschiedlich schwierige Aufgaben lösten. Weder bei den leichten noch bei den sehr schwierigen Aufgaben zeigten sich messbare Unterschiede der Hirnaktivität, wie die ETH Zürich am Montag mitteilte. Dagegen war dies der Fall bei den mittelschweren Aufgaben.
Die Tests waren darauf ausgelegt, die neurale Effizienz beim Arbeitsgedächtnis zu messen. Unter Letzterem versteht man die Fähigkeit eines Menschen, bereits Gelerntes mit neuen Informationen zu verknüpfen und andere auszublenden, die in einer neuen Situation unwichtig geworden sind. Zum Beispiel sollten die Testpersonen unter Zeitdruck für einzelne Gesichter oder Buchstaben entscheiden, ob sie Teil einer just zuvor gezeigten Serie von Gesichtern oder Buchstaben waren. Die Elemente waren den Probanden aus vorherigen Runden bekannt, es handelte sich also um bereits Gelerntes.
Kluge contra Klügere

Bisher wurde die neurale Effizienz an jeweils deutlich verschieden intelligente Menschen getestet. Nun wurde die Hypothese erstmals an Menschen belegt, die alle – in unterschiedlichem Grad – überdurchschnittlich intelligent sind. Für die Auswertung wurden die Teilnehmenden anhand von herkömmlichen IQ-Tests in zwei Gruppen eingeteilt: leicht beziehungsweise stark überdurchschnittlich intelligent.
Dass sich messbare Unterschiede nur bei den mittelschweren Aufgaben zeigten, erklärt Stern so: Die leichten Aufgaben waren für beide Gruppen kinderleicht zu lösen. Bei den sehr schwierigen mussten auch die stark überdurchschnittlich intelligenten Testpersonen einen Grossteil ihrer kognitiven Ressourcen einsetzen. Nur bei den mittelschweren Aufgaben zeigte sich daher, dass die Klugen und die Klügeren zwar gleich gut abschnitten, die Klügeren dafür aber ihr Gehirn weniger aktivieren mussten.
Kein guter Intelligenztest

Allerdings sind ein EEG und andere Hirnaktivitätsmessungen nicht präzise genug, um die Intelligenz eines Menschen festzustellen. Dafür «muss ich einen klassischen Intelligenztest machen», wird Stern zitiert. Die Studie dient der Grundlagenforschung, um zu untersuchen, auf welche Weise sich Intelligenzunterschiede im Gehirn abbilden.

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