Donnerstag, 12. März 2015

Gedächtnis.

Hummeln können sich Standort, Geruch, Muster und Farbe vieler verschiedener Blüten merken.aus nzz.ch, 3.3.2015, 16:44 Uhr

Gedächtnisforschung
Hummeln fabrizieren falsche Erinnerungen

lsl. ⋅ Hummeln sind ziemlich intelligente Tiere. Sie haben ein gutes Gedächtnis für den Standort, den Geruch, die Farbe und die Musterung von vielen verschiedenen Blüten. Aber wie Menschen können sie sich auch einmal irren, wie eine Studie nun zeigt. Demnach neigen Dunkle Erdhummeln dazu, gelernte Informationen zu vermischen, wobei eine falsche Erinnerung entsteht .¹

Erinnerungen verschwimmen

Forscher unter der Leitung von Lars Chittka von der Queen Mary University of London trainierten die Hummeln auf künstliche Blüten, gelbe und solche mit schwarz-weissen, konzentrischen Kreisen. In einem Versuch gab es erst in der Mitte der schwarz-weissen Blüten immer einen Tropfen Nektar, später wurden die Hummeln aber nur noch bei den gelben Blüten fündig. Dabei lernten sie zuverlässig, dass nur noch die gelben Blüten erfolgversprechend waren, und flogen diese jeweils als Erstes an.

Nach dem Training stellten die Forscher aber zusätzlich zu den schwarz-weiss gestreiften und gelben auch noch gelb gestreifte Blüten auf. Die neuen Blüten vereinten also die Merkmale der beiden anderen. Doch die Hummeln liessen sich davon zunächst nicht beirren. Kurz nach dem Training versuchten sie es mehrheitlich als Erstes bei den gelben Blüten. Doch ein bis drei Tage später änderte sich ihr Verhalten. Zwar flogen sie in den ersten fünf Versuchen auch vor allem die gelben Blüten an, nachher verlegte sich ihre Präferenz aber auf die gelb gestreiften Blüten – obwohl sie bei diesen noch nie fündig geworden waren. Offensichtlich vermischten sie die Merkmale, die früher einmal erfolgversprechend waren.

Irren ist menschlich

Eine Vermischung von Informationen aus verschiedenen Erinnerungen im Langzeitgedächtnis passiert auch Menschen relativ oft. Deshalb sind Zeugenaussagen, die mit einem gewissen Abstand zum Tathergang aufgenommen werden, fehleranfällig. Chittka vermutet, dass die Vermischung aufgrund der Kategorisierung von Informationen geschieht, bei Hummeln etwa nach Muster oder Farbe. Würde jede Erinnerung detailliert abgespeichert, brauchte das laut Chittka zu viel Speicherplatz. Durch die Kategorisierung könne man sich zwar mehr merken, aber manchmal leide darunter die Qualität.

Nota. - Einer meiner Lieblingssprüche lautet: Intelligenz ist Gedächtnis plus Humor. Wobei Gedächtnis im Wesentlichen unser animalisches Erbe und Humor unsere spezifisch menschliche Zutat ist. Aber das Gedächtnis ist fehlbar, von Natur aus, denn je mehr gespeichert wird, umso mehr kann man verwechseln. Der Humor kommt danach, nachdem das Gedächtnis seine Arbeit getan hat; denn er betrifft die Verbindung der - getrennt - Erinnerten, das macht ihn produktiv: zusammenfügen, was nicht passt, und einander verfremden, was einander allzu vertraut ist. - Wär es aber möglich, dass sich der nachgeborene Humor in das Anlegen der Gedächtnisspuren selbst einmischt und Erinnerungen durch Paradox und Verfremdung auszeichnet und hervorhebt? So dass man Intelligenz weniger als eine kognitive Funktion denn als eine Charakterfrage ansehen sollte...?
JE

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