Eins zu null für die Schimpansen
Dass Schimpansen intelligente
Tiere sind, ist nicht neu - wohl aber, dass sie in Computerspielen
mitunter besser abschneiden als Menschen
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Pasadena - Kein Wunder, dass Menschen von den Fähigkeiten ihrer nächsten Verwandten fasziniert sind: Schimpansen vollbringen erstaunliche Gedächtnisleistungen, planen in die Zukunft, manipulieren und betrügen ihre Artgenossen und haben Spaß an Denkaufgaben. Aber damit nicht genug: Die Tiere stellen uns bei bestimmten geistigen Herausforderungen souverän in den Schatten, wie eine aktuelle Studie von Forschern des California Institute of Technology zeigt.
"Versteckspiel" am Computer
Bei einem simplen spieltheoretischen Experiment am Computer schnitten Schimpansen nämlich durchweg besser ab als menschliche Probanden. Die Forscher um Colin Camerer und Robert Kirby entwickelten eine Art strategisches Versteckspiel, bei dem stets zwei Probanden derselben Spezies gegeneinander spielten. Auf einem Touchscreen mussten sie sich für eines von zwei Kästchen entscheiden - links oder rechts. Hatten beide Probanden ihre Auswahl getroffen, wurde ihnen jeweils die Entscheidung des anderen angezeigt.
Um zu gewinnen, musste sich nun einer der beiden "verstecken", also versuchen, die andere Wahl als der Gegner zu treffen. Der Gegenspieler sollte wiederum möglichst das gleiche Kästchen auswählen wie sein Opponent. Nach 200 Durchgängen war eine Spielrunde beendet, der Gewinner erhielt - je nach Spezies - ein Stück Apfel oder eine Münze. Um längerfristig Gewinne einstreichen zu können, mussten Spieler strategisch vorgehen und versuchen, die Entscheidung des Gegners vorauszusehen.
Unterschiedliche Spielqualität
Wenn nun beide Spieler eine optimale Strategie entwickeln und dabei bleiben, gibt es eine mathematisch bestimmbare Grenze, wie oft sie überhaupt gewinnen können. Die Annäherung an diese Grenze gilt als Maß für die Spielqualität. Und in dieser Hinsicht zeigten sich in dem Experiment deutliche Unterschiede zwischen den beiden Spezies, wie die Forscher im Fachmagazin "Scientific Reports" schreiben:
Die menschlichen Versuchsteilnehmer lernten langsam das Verhalten ihrer Gegner und spielten insgesamt gut, aber nicht optimal. Die Schimpansen hingegen lernten nicht nur deutlich schneller und stellten sich rascher auf einen Rollenwechsel vom "Sucher" zum "Finder" ein; sie kamen auch deutlich näher an das theoretische Gewinnlimit heran. Doch woher kommt dieser Unterschied in der Performance?
Konkurrenz statt Kooperation
Die Forscher vermuten, dass das exzellente Kurzzeitgedächtnis der Affen ebenso eine Rolle spielt wie ihr geringeres Kooperationsverhalten im Alltag. Denn während vor allem junge Affen in ständiger Konkurrenz zu ihren Artgenossen stehen und an Wettbewerb bestens gewöhnt sind, wechseln Menschen schon im Kindesalter von Rivalität zu vermehrter Kooperation. Der Schlüsselfaktor ist dabei die menschliche Sprache.
Und gerade die Spezialisierung des Menschen auf kognitive Fähigkeiten wie Sprache und kategorisiertes Denken könnte eine weitere Erklärung für das schlechtere Abschneiden liefern: Einfache Konkurrenzsituationen werden abstrakter und weniger automatisiert verarbeitet - und dadurch langsamer als von unseren Verwandten.
Abstract
Scientific Reports: "Chimpanzee choice rates in competitive games match equilibrium game theory predictions"
Nota.
Daraus lernen wir zweierlei: Erstens, dass die Reflexion der Intuition im Wege ist; zweitens, dass die Menschen das Reflektieren durch die spezifische Art ihres Zusammenlebens gelernt haben.
Keins von beiden ist neu.
JE
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