Montag, 31. Juli 2017

Haben die Sprachen aller Landbewohner einen gemeinsamen Ursprung?

Ob Berberaffe wie hier oder Frosch und Meise: Ob ein Tier emotional erregt ist oder nicht, erkennne wir erstaunlich gut allein an seinen Lauten.
aus scinexx                                                                                Berberaffe
  
Tiersprache: Gibt es einen Universalcode? 
Wir erkennen Erregung selbst bei Reptilien, Fröschen oder Vögeln

Wir verstehen Tiere besser als wir glauben: Ein Experiment belegt, dass der Mensch instinktiv die Emotionen von ganz verschiedenen Tierarten erkennen kann. Tonhöhe und Klang der Tierstimmen verraten uns, ob Frosch, Hund oder Vogel entspannt oder aufgeregt sind. Dies könnte darauf hindeuten, dass es unter den Landwirbeltieren eine Art Universalcode für den Ausdruck von Gefühlen gibt, wie die Forscher berichten.
 
Ob unser Hund traurig, entspannt oder glücklich ist, erkennen wir sofort – und umgekehrt kann auch er an unserer Stimme ablesen, wie wir uns fühlen. Auch mit Affen, Pferden, Katzen und anderen Säugetieren klappt die Kommunikation oft ganz gut, zumindest was das Grundgefühl angeht.
 
Instinktives Verständnis?
 
Aber wie sieht dies mit Tieren aus, die nicht so eng mit uns verwandt sind, wie den Echsen, Fröschen oder Vögeln? "Vor mehr als einem Jahrhundert stellte Charles Darwin die Hypothese auf, dass der stimmliche Ausdruck von Emotionen bis auf unsere frühesten landlebenden Vorfahren zurückgeht", erklären Piera Filippi von der Freien Universität Brüssel und ihre Kollegen.
 
Das jedoch würde bedeuten, dass alle Wirbeltiere über eine Art Universalcode verfügen: Instinktiv erkennen sie über alle Artgrenzen hinweg, welche Emotionen ein anderes Tier mit seinen Lauten gerade ausdrückt. Ob dies stimmt, haben die Forscher nun überprüft. Dafür spielten sie 75 Probanden Tonaufnahmen von Schweinen, Berberaffen, Elefanten, Pandas, Fröschen, Alligatoren, Raben und Meisen vor.
 
Ob dieser Baumfrosch erregt ist oder nicht, erkannten die Probanden sogar zu 90 Prozent korrekt.
 
Die Laute stammten von Tieren in entspannter, neutraler Stimmung oder in Erregung wie Angst oder Wut. Die menschlichen Probanden sollten angeben, wie hoch der Grad der Erregung bei den gehörten Lauten war.
 
Hohe Trefferquote
 
Das Ergebnis: Die Probanden schätzten den emotionalen Gehalt bei fast allen Lauten korrekt ein – und dies unabhängig davon, wie eng verwandt die Tierart mit uns ist. Bei Panda und Baumfrosch lagen sie in gut 90 Prozent der Fälle richtig, bei Alligator, Elefant und Meise in mehr als 80 Prozent. Die Laute von Rabe, Schwein und Berberaffe erreichten mehr als 60 Prozent Treffer.
 
"Damit war die Trefferquote für alle Arten signifikant höher als der Zufall", konstatieren Filippi und ihre Kollegen. Nähere Analysen zeigten, dass sich die Emotion in den Lauten vor allem in zwei Merkmalen verrät: einem erhöhten Grundton der Laute und der Lage des Mittelpunkts des Klangspektrums.


 
"Das belegt, dass Menschen dazu fähig sind, eine erregte Stimmung in den Lauten von Tierarten aller Klassen von Landwirbeltieren zu erkennen." Da die Probanden aus dem deutschen, englischen und chinesischen Sprachraum stammten, halten die Forscher dies zudem für eine grundlegende menschliche Fähigkeit.
 
Darwin könnte demnach mit seiner Hypothese durchaus richtig liegen. Nach Ansicht von Filippi und ihren Kollegen spricht ihr Ergebnis dafür, dass es im Tierreich tatsächlich eine Art Universalcode für den stimmlichen Ausdruck von Emotionen geben könnte. Die Fähigkeit, diesen "Gefühlscode" zu entschlüsseln, reicht dann womöglich tief in unsere evolutionäre Vergangenheit zurück. (Proceedings of the Royal Society B – Biological Sciences, 2017; doi: 10.1098/rspb.2017.0990)
 
(Ruhr-Universität Bochum, 28.07.2017 - NPO)

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