aus derStandard.at, 4. Mai 2016, 19:00
Warum wir mehr Kalorien verbrauchen als Gorillas
Menschen
haben eine höhere Metabolismusrate als die übrigen Menschenaffen – laut
einer neuen Studie liegt hier ein Schlüssel zur Intelligenz
New York – Menschen verbrauchen im Schnitt deutlich mehr Kalorien als ihre unmittelbaren Verwandten. Forscher mehrerer US-amerikanischer Universitäten analysierten die verschiedenen Arten von Menschenaffen (Hominidae), indem sie zu jeder Spezies den durchschnittlichen Kalorienverbrauch errechneten und anschließend hypothetische Vertreter von jeweils gleicher Masse miteinander verglichen.
In Relation zur Körpergröße ergab sich dabei, dass ein Mensch täglich 400 Kalorien mehr verbraucht als ein Schimpanse oder Bonobo von gleichem Gewicht, um 635 mehr als ein Gorilla und gar um 820 mehr als ein Orang-Utan. Der absolute Verbrauch sieht aufgrund der erheblichen körperlichen Unterschiede etwa zwischen Gorillas oder Bonobos natürlich anders aus.
Knapp 200 Probanden
In die Studie, die im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht wurde, sind Daten über 141 Menschen und 56 Zootiere eingeflossen: 27 Schimpansen, 8 Bonobos, 10 Gorillas und 11 Orang-Utans. Menschen wie auch Nichtmenschen wurden über sieben bis zehn Tage hinweg bei ihren täglichen Routinen unter Beobachtung gehalten, die Forscher maßen den Kalorienverbrauch sowohl in Ruhephasen als auch bei körperlicher Aktivität.
Die Daten der menschlichen Probanden wurden übrigens nicht auf dieselbe Weise erhoben wie die der anderen: Sie stammen aus einer separaten Studie, der Epidemiological Transition Study (METS). Die Teilnehmer daran kamen aus den USA, Südafrika, Ghana, den Seychellen und Jamaika.
Interpretationen
Studienerstautor Herman Pontzer vom New Yorker Hunter College sieht in den Ergebnissen die Ausgangshypothese bestätigt, dass Menschen eine höhere Metabolismusrate haben als andere Menschenaffen. Das, so der Forscher, habe dem Menschen ein "höheres Energiebudget" eingebracht und dieses die Entwicklung eines größeren Gehirns ermöglicht. Auch dass bei den Menschen im Schnitt ein wesentlich höherer Anteil an Körperfett festzustellen sei, passe ins Bild – es handle sich dabei um notwendige Reserven.
Im Nachhinein ist die Kausalität nicht mehr so einfach zu bestimmen: Menschen entwickeln ein größeres Gehirn, und dieses verbraucht mehr Kalorien. Pontzer und seine Kollegen glauben aber, dass sich ohne eine vorherige Veranlagung des Menschen zu einem schnelleren Metabolismus das größere Gehirn nicht entwickeln hätte können.
Die Forscher verweisen dabei auf die oft beklagte Veranlagung des Menschen, Fett anzusetzen. Unsere Verwandten hingegen würden vergleichsweise schlank bleiben – auch in Gefangenschaft, wo das Level an Aktivität gering ist. Was heute primär als gesundheitlicher Nachteil betrachtet wird, sei also ursprünglich ein evolutionärer Vorteil gewesen. (red.)
Abstract
Nature: "Metabolic acceleration and the evolution of human brain size and life history"
Nota. - Aber das ist doch eine olle Kamelle, dass das enorme Wachstum des Gehirns in der Familien Homo auf einen veränderten Energieumsatz zurückzufüren sei; allerdings ging es dabei nicht um die Menge, sondern auf die Qualität der Nahrung: Mit dem aufrechten Gang seien die Frühmenschen schließlich zu regelmäßigen Jäger geworden, die ständig eiweißhaltige Fleischkost zu sich nahmen (während selbst Schnimpansen nur ganz ausnahmsweise jagen). Es ist vor allem Eiweiß, das zum Gehirnaufbau nötig war.
JE
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