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aus scinexx
Partnerwahl:
Beeinflusst vom Duft der Gene?
Rolle der Geruchsattraktivität ist vom soziokulturellen Kontext abhängig
Immer der Nase nach: Angeblich können wir riechen, welcher
Partner genetisch besonders gut zu uns passt – aber beeinflusst dies
tatsächlich die Partnerwahl? Genomanalysen bestätigen nun, dass Menschen
genetisch unähnliche Partner bevorzugen – aber nicht immer und überall.
Denn eine überraschende Ausnahme offenbart: Der Einfluss der
Geruchsattraktivität scheint vom soziokulturellen Kontext abhängig zu
sein.
Bei der Partnerwahl spielt die Nase eine wichtige Rolle: Über den
Duft können viele Wirbeltiere erkennen, ob ihnen ihr Gegenüber genetisch
ähnlich ist. Paaren sich zwei Individuen mit sehr unterschiedlichem
Erbgut, ist das für den Nachwuchs von Vorteil. In besonderem Maße gilt
dies für das Immunsystem und vor allem den sogenannten MHC-Komplex.
Dieser Proteinkomplex ist für das Erkennen von Krankheitserregern
unentbehrlich. Eine große Vielfalt unterschiedlicher MHC-Moleküle
garantiert dabei, dass die körpereigene Abwehr möglichst viele
unterschiedliche Erreger bekämpfen kann. Um die Widerstandsfähigkeit
ihrer Nachkommen zu steigern, bevorzugen
viele Tiere daher Partner, deren MHC-Gene sich deutlich von den eigenen
unterscheiden – eine Eigenschaft, die sie riechen können.
Beweissuche im Erbgut
Doch nimmt auch der Mensch
die typische Duftsignatur der Immungene wahr und beeinflusst dies seine
Partnerwahl? „Was aus dem Tierreich bekannt ist, ist in Bezug auf den
Menschen umstritten“, erklären Claire Dandine-Roulland von der
Université Paris Diderot und ihre Kollegen. Während uns einige Studien
eine Präferenz für Partner mit unterschiedlichen MHC-Genen attestieren,
kommen andere zum gegenteiligen Ergebnis oder können gar keinen Trend
feststellen.
Die Forscher um Dandine-Roulland haben nun einen weiteren Versuch
unternommen, die Debatte um den Duft der Gene zu klären. Dafür nutzten
sie die Möglichkeiten der modernen Genomanalyse und suchten im Erbgut
von 883 Ehepaaren nach Antworten. Die genetischen Daten stammten von
Probanden aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien,
Spanien und Israel.
Tendenz zur Unähnlichkeit
Für ihre Analyse untersuchten die Wissenschaftler, wie sehr sich die
MHC-Gene bei den Paaren glichen. Waren sie sich in ihren Immungenen
ähnlicher oder unähnlicher als zwei zufällig zusammengewürfelte Paare
aus Mann und Frau?
Das Ergebnis: Bei den Ehepartnern aus Europa stellte das Forscherteam
tatsächlich eine Tendenz zur MHC-Unähnlichkeit fest – besonders
ausgeprägt war dieser Effekt bei niederländischen Paaren. Die Immungene
dieser Paare waren signifikant unterschiedlicher als die der zufällig
generierten Kontrollpaare. Zudem zeigte sich, dass sich die MHC-Gene bei
ihnen auch im Vergleich zu anderen Abschnitten des Genoms besonders
stark voneinander unterschieden.
Ausnahme Israel
Ganz anders war der Befund allerdings in der israelischen Stichprobe.
Hier konnten Dandine-Roulland und ihre Kollegen keine MHC-abhängige
Präferenz feststellen. Dies spricht ihrer Ansicht nach dafür, dass
Menschen bei der Partnerwahl zwar vom Duft der Immungene geleitet werden
können. Wie sehr sie sich davon beeinflussen lassen, scheint jedoch
auch vom sozio-kulturellen Kontext abhängig zu sein.
So könnten bestimmte soziale Gepflogenheiten in manchen Ländern die
Partnerwahl einschränken und dazu führen, dass Liebessuchende nicht nur
ihrer Nase vertrauen. In Israel beispielsweise ist es üblicher als bei
uns, einen Partner mit einem ähnlichen sozialen Hintergrund zu wählen –
zum Beispiel in Bezug auf die Ethnizität oder die Religion. Auch
Hochzeiten unter Cousins sind in diesem Kulturkreis relativ weit
verbreitet. Solche Faktoren könnten die Rolle der Immungene
übertrumpfen, wie die Forscher erklären. (Proceedings of the Royal
Society B, 2019; doi: 10.1098/rspb.2018.2664)
Quelle: Royal Society
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