aus derStandard.at, 1. Jänner 2018, 12:00
Die Menschheit hat ihren körperlichen Zenit erreicht
Französische Forscher leiten aus medizinhistorischer Analyse ab, dass wir unsere natürlichen Grenzen erreicht haben
Paris
– Und nun die schlechte Nachricht zum Jahreswechsel: Die Menschheit hat
ihren körperlichen Zenit erreicht – zumindest wenn es nach einem
interdisziplinären Team mehrerer französischer Institute geht. Und auch
den implizit in der Grundaussage mitschwingenden Satz "Von nun an geht's
bergab" bestätigen die Forscher tendenziell; vorausgesetzt es werden
keine Maßnahmen getroffen, den aktuellen Status zu wahren.
Auf dem Gipfel
Das
Team um Studienerstautor Adrien Marck vom Institut de Recherche
bio-Médicale et d'Epidémiologie du Sport veröffentlichte seinen Befund
im Fachmagazin "Frontiers in Physiology". Basis des Papers war eine
Analyse historischer medizinischer Daten, die 120 Jahre zurückreicht. In
Betracht gezogen wurden sowohl genetische als auch umweltbedingte
Einflüsse.
Das Resümee läuft darauf hinaus, dass es sowohl für
Körpergröße als auch für Lebenserwartung und körperliche
Leistungsfähigkeit biologische Grenzen geben dürfte – und dass diese
erreicht worden sind, zumindest für die gegenwärtige evolutionäre
Ausprägung des Menschen. Trotz laufender Fortschritte in Sachen
Ernährung und Medizin gebe es bei diesen Faktoren keine Steigerung mehr,
sagt Koautor Jean-François Toussaint von der Universität Paris
Descartes. Wir seien die erste Generation, die sich dieser Grenzen
bewusst werde.
Ausblick
Für die Zukunft prognostizieren
die Forscher unter anderem, dass immer seltener neue Weltrekorde im
Sport aufgestellt werden und dass zwar immer mehr Menschen bis zum
gegenwärtigen Alterslimit leben werden – dass sie es aber nicht
überschreiten werden.
Es könne aber sogar zu Rückschritten kommen –
hier schreiben die Forscher Umwelteinflüssen eine entscheidende Rolle
zu. Sie weisen darauf hin, dass in einigen afrikanischen Ländern die
durchschnittliche Körpergröße zuletzt wieder abgenommen habe: ein
Hinweis darauf, dass sich in den betreffenden Gesellschaften die
Gesundheits- und Ernährungslage verschlechtert hat.
Für die
Politik ergibt sich laut den Forschern in Zukunft die Herausforderung,
Strategien zu enwickeln, um die Lebensqualität zu erhöhen und einem
möglichst großen Anteil der Bevölkerung das Ausschöpfen der natürlichen
Limits zu ermöglichen. (jdo, 1. 1. 2018)
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