aus scinexx
Kakadus schlussfolgern logisch
Experiment zeigt Entscheidungen nach Ausschlussprinzip
Wir Menschen sind in der Lage, Schlussfolgerungen zu ziehen: Wenn wir aus drei Antworten – beispielsweise A, B und C – die einzige richtige finden sollen und wissen, dass A und B falsch sind, schlussfolgern wir, dass C richtig sein muss. Verschiedene Tiere wie Hunde, Delfine, Seelöwen und Vögel haben bereits ähnliche logische Fähigkeiten gezeigt. Dies war bislang jedoch schwierig auf zuverlässige Art zu untersuchen: Es ist schließlich auch möglich, dass ein Tier Antwort C einzig und allein aus Neugier wählt, weil es die einzige unbekannte Möglichkeit ist.
Neugier als Fehlerquelle
Forscher um Mark O'Hara von der der Universität Wien haben darum ein Experiment entwickelt, in dem sie die Neugier als Fehlerquelle ausschließen wollen. Die Kognitionsbiologen arbeiteten mit Goffin-Kakadus, die als besonders neugierig gelten. In verschiedenen Versuchen haben diese Tiere bereits ihre kognitiven Fähigkeiten bewiesen: Sie können Werkzeuge basteln, beherrschen das Hütchenspiel und sind überraschend gute Tresorknacker. Wissenschaftler nehmen an, dass die Vögel sich die große Neugier leisten können, da sie auf den Inseln ihrer Heimat Indonesien nur wenige natürliche Feinde haben.*
Zur Auswahl am Bildschirm standen neue und bekannte Bilder – getestet wurde, ob die Kakadus nach dem Ausschlussprinzip handeln.
In dem gegenwärtigen Versuch mussten die Goffin-Kakadus zunächst lernen, auf einem Touchscreen das richtige von zwei Bildern zu drücken. Für das "positive" Bild erhielten sie eine Futterbelohnung, das "negative" blieb unbelohnt. Im Laufe dieses Trainings ersetzten die Biologen das negative Bild gelegentlich aber auch durch neue, unbekannte Bilder. Damit wollten sie sicherstellen, dass die Kakadus wirklich das positive Bild bevorzugen und nicht aus reiner Neugier neue Bilder wählen.
Verlässlich nach Ausschlussprinzip
Erst als die Tiere gelernt hatten, neue Bilder genau wie das negative Bild verlässlich zu meiden, testeten die Wissenschaftler ihre Fähigkeit, nach dem Ausschlussprinzip zu wählen: Sie zeigten den Goffin-Kakadus nun auch Bildkombinationen, in denen das positive Bild neu war. Demgegenüber standen Bilder, die die Vögel bereits als negativ kennengelernt hatten.
Die Wissenschaftler identifizierten verschiedene Strategien, nach denen die Vögel ihre Auswahl trafen. Aber ein großer Teil der Tiere traf eindeutig logische Schlussfolgerungen: "Bei etwa der Hälfte der Kakadus konnten wir annehmen, dass sie tatsächlich verlässlich nach dem Ausschlussprinzip gewählt hatten", erklärt O'Hara.
Die Forscher sind vom Erfolg der Vögel wenig überrascht: "In Anbetracht dessen, wozu diese Kakadus fähig sind, sind wir schon davon ausgegangen, dass sie nach dem Ausschlussprinzip wählen können", sagt O’Hara. "Dies war nun der erste Test, ob wir das mit unserer neuen Methode auch zeigen können." Die Goffin-Kakadus haben damit den Weg bereitet, dass auch andere Vogelarten ihre Fähigkeiten zeigen können. "Dies kann uns letztlich etwas über die Evolution dieser Fähigkeit näher bringen", ergänzt O’Hara. (PLOS ONE, 2015; doi: 10.1371/journal.pone.0134894)
(Universität Wien, 26.08.2015 - AKR)
*) Nicht aus der Not, sondern als Luxus! JE
Nota. - Dass wir Menschen uns von den Tieren nicht grundsätzlich, sondern nur graduell durch unsern Verstand unterscheiden, kann mittlerweile zu unserm gesicherten Wissensbestand gezählt werden. Bleibt uns als besonderes Kennzeichen aber die Vernunft? Vernunft ist nicht bloß das Kombinieren gegebener Daten; Vernunft ist die Fähigkeit zur guten Wahl; das Vermögen, 'ohne Interesse', d. h. unabhängig von eventuellen Vorteilen, Gutes zu unterscheiden von Schlechtem oder Bösem; eine Gabe, über die wir tat- sächlich alle verfügen, wenn wir uns auch ihrer nicht alle und nicht allezeit bedienen. Es ist im weitesten Sinne unser ästhetischer Sinn.
Vom Himmel gefallen wird auch der nicht sein, er wird sich aus gattungsgeschichtlichen Vorläufern ent- wickelt haben. Aber nicht durch allmähliche Anlagerung, sondern in der Krisis, nach dem Verlust von Etwas, das wir einmal mit den Tieren gemein gehabt haben...
JE
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